"Eine feige Tat"
Berlusconi-Angreifer entschuldigt sich
Berlusconi liegt mit gebrochener Nase, zwei abgebrochenen Zähnen und Kopfschmerzen in einem Mailänder Krankenhaus. Er wurde mit Antibiotika und Schmerzmitteln behandelt, eine Operation war nach Angaben der Ärzte aber nicht erforderlich. Dienstag früh wachte er auf und bat sofort um Zeitungen. Nach Angaben der Ärzte kann der Premier am Mittwochnachmittag die Klinik verlassen. Allerdings soll er mindestens 14 Tage lang allen "wichtigen öffentlichen Aktivitäten" fernbleiben, darunter auch dem Klimagipfel in Kopenhagen.
Berlusconis persönlicher Arzt Alberto Zangrillo erklärte, dass der Ministerpräsident getötet hätte werden können, wenn die Alabaster-Miniatur des Mailänder Doms, die gegen ihn geworfen wurde, ein Auge oder den Kopf getroffen hätte. "Er darf eine Zeit lang nicht so hart arbeiten wie bisher", so Zangrillo.
"Unter dem Einfluss seines Hasses gehandelt"
Laut Innenminister Roberto Maroni steckt hinter dem Angriff "das Klima gewalttätiger Auseinandersetzung in der Politik". Dieses "Klima der Intoleranz" könne Personen zu gewalttätigen Aktionen veranlassen. "Der Angreifer hat unter dem Einfluss seines Hasses gegen Berlusconi gehandelt", so Maroni. Er hoffe, dass der Angriff zu einer Auflockerung des politischen Klimas nach Monaten scharfer Auseinandersetzungen um den Premierminister dienen wird.
Maroni erklärte, die Sicherheitsvorkehrungen um den Premierminister könnten verschärft werden. Er bestritt, dass Mängel im Sicherheitssystem eine Rolle bei dem Angriff gespielt haben könnten. "Wir können den Sicherheitskräften nichts vorwerfen", sagte Maroni. Nach Angaben von Berlusconis Sprecher wird der verletzte Politiker noch einige Tage ruhen müssen, bevor er die Amtsgeschäfte wieder aufnehmen kann.
"Berlusconi selbst für Klima voller Hass verantwortlich"
Für Aufsehen sorgte die Oppositionspolitikerin Rosy Bindi, die zwar ihr Bedauern über den Angriff gegen den Premierminister ausdrückte, ihn jedoch aufforderte, sich nicht als "Opfer" darzustellen. "Er ist selbst für dieses Klima voller Hass verantwortlich. In Italien ist ein politischer Konflikt im Gange, leider kann es passieren, dass Personen den Kopf verlieren", so Bindi.
Der Angreifer Berlusconis, der 42-jährige Massimo T., verbringt die Zeit seit seiner Verhaftung in einer Einzelzelle der Mailänder Strafanstalt San Vittore. Der Mann, der seit Jahren wegen psychischer Probleme in der Mailänder Poliklinik behandelt wird, wurde vom Anti-Terrorismus-Staatsanwalt Armando Spataro verhört.
Angreifer: Starke Abneigung gegen Berlusconi
Ihm wird vorsätzliche, schwere Körperverletzung vorgeworfen. T., der in der Firma seines Vaters als Grafiker arbeitet, hatte auch einen ätzenden Selbstverteidigungsspray und ein Kruzifix eingesteckt. Er erklärte seine Tat mit politischen Motiven. Er sprach von seiner starken Abneigung gegen Berlusconi und desssen Partei.
Italienische Medien sprachen mit Alessandro T., dem Vater des 42-jährigen Grafikers. "Mein Sohn Massimo ist labil, er hat aber niemals jemandem geschadet. Er hat sich nie mit Politik beschäftigt. Wir wählen die Oppositionspartei PD, bei uns zu Hause werden die politischen Geschehnisse zwar kommentiert, doch Massimo hat niemals besondere Signale gegeben. Wenn ich gewusst hätte, was er im Kopf hat, hätte ich etwas unternommen. Ich glaube, dass diese Geste Ausdruck des negativen Klimas in Italien ist", meinte T.
Dom-Modell als Wurfgeschoss
Berlusconi war am Sonntagabend nach einem öffentlichen Auftritt auf dem Mailänder Domplatz von Massimo T. mit einem Wurfgeschoss attackiert worden. Dem Angreifer war es gelungen, zu dem nach seiner Rede ins Auto steigenden Berlusconi vorzudringen und ihm ein Souvenirmodell des Mailänder Doms ins Gesicht zu werfen.
Unterdessen wurden am Montag die Souvenir-Stände um den gotischen Dom von Touristen geradezu gestürmt, alle wollten die Miniaturen kaufen. Die Modelle kosten zwischen zehn und zwölf Euro. "Das für zwölf Euro ist das schwerste. Wenn man es von der Nähe aus wirft, kann es weh tun, weil die Miniatur viele Spitzen hat", sagte ein Händler.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.