UNO-Statistik

“Asylantenflut in reiche Länder nur ein Mythos”

Ausland
23.03.2010 11:46
Entgegen dem vielfach beschworenen Bild der immer stärker gegen die Grenzen der westlichen Welt brandenden Flüchtlingswellen hat sich die Gesamtzahl der Asylsuchenden in den Industriestaaten im Vorjahr gegenüber 2008 nahezu nicht verändert. "Anders als von Populisten behauptet, gibt es keine Flut von Asylsuchenden in die reichen Länder. Die Statistik beweist: Das ist nichts anderes als ein Mythos", kommentierte UNO-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres die am Dienstag veröffentlichte Jahresstatistik zum Thema.

Im Vergleich zu 2008 blieb die Gesamtzahl der Asylanträge laut des Berichts des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) im letzten Jahr praktisch exakt gleich bei knapp über 377.000. Allerdings gab es deutliche regionale Unterschiede: So stieg die Zahl der Asylanträge in 19 Staaten an, während sie in 25 Ländern sank.

In Skandinavien etwa stieg die Zahl der Anträge um 13 Prozent auf 51.000, die höchste Zahl in sechs Jahren. Österreich hatte 15.830 Ansuchen zu verzeichnen, 2008 waren es noch 12.840 gewesen. Hingegen sank die Zahl der Anträge in Südeuropa um 33 Prozent auf 50.100, so etwa in Italien und der Türkei um 42 bzw. 40 Prozent, in Griechenland wurde ein Minus von 20 Prozent verzeichnet.

Bei den Herkunftsländern von Asylsuchenden stand Afghanistan mit 26.800 Asylanträgen an der Spitze (plus 45 Prozent gegenüber 2008). Irak und Somalia folgten mit 24.000 bzw. 22.600 Anträgen. Weitere wichtige Herkunftsländer waren die Russische Föderation, China, Serbien und Nigeria.

Russen, Serben und Afghanen bevorzugen Österreich
Österreich verzeichnete zwar einen Zuwachs der Asylanträge um 23 Prozent, fiel aber insgesamt in der UNHCR-"Rangliste" vom neunten auf den elften Platz zurück. In Österreich sind vor allem die Anträge afghanischer Asylsuchender stark angestiegen (2.200, plus 62 Prozent), bei Anträgen aus der Russischen Föderation liegt Österreich nach Polen (6.647) und Frankreich (3.579) mit 3.435 Anträgen sogar an der dritten Stelle. Generell bilden die Anträge aus Russland vor jenen aus Serbien (1.702) und aus Afghanistan den weitaus größten Anteil der im Vorjahr in Österreich gestellten Asylanträge.

Der jährlich publizierte UNHCR-Bericht dokumentiert Zahlen und Trends im Asylbereich in den 27 EU-Mitgliedstaaten sowie in Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Island, Liechtenstein, Montenegro, Norwegen, Serbien, der Schweiz, der ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien und der Türkei. Berücksichtigt werden auch die Zahlen aus den USA, Kanada, Australien, Japan, Neuseeland und der Republik Korea.

USA und Frankreich erhalten die meisten Asylanträge
Die USA verzeichneten 2009 im vierten Jahr in Folge mit 49.000 weltweit die meisten Asylanträge (13 Prozent der Gesamtzahl). Es folgten Frankreich (mit insgesamt 42.000 Asylanträgen), Kanada (33.000), Großbritannien (29.800) und Deutschland (27.600). Österreich war mit 15.830 Anträgen (Rang elf) nicht mehr unter den Top-10, während es im Zeitraum 2005 bis 2009 noch an neunter Stelle gelegen war.

Insgesamt stellten 48 Prozent aller Asylsuchenden ihre Anträge in den USA, Frankreich, Kanada, Großbritannien und Deutschland. Etwa die Hälfte von ihnen kam aus Asien und dem Mittleren Osten (45 Prozent), gefolgt von Afrika (29 Prozent), Europa (15,5 Prozent) und Nord-, Mittel- oder Südamerika (9 Prozent).

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