9 Teenager angeklagt
15-Jährige in den Tod gemobbt – Prozess begonnen
Die Familie Prince zog im vergangenen Oktober von Irland nach South Hadley in Massachusetts um. Phoebe, 15, hübsch und lebhaft, besuchte dort eine High School mit rund 700 Schülern und zog die Aufmerksamkeit eines 17-jährigen Burschen auf sich, beliebt, gut aussehend und gut im Sport. Die beiden begannen einen Beziehung, aber nach kurzer Zeit trennte sich der Bursch wegen eines anderen Mädchens von Phoebe, und dieses Mädchen - so die Anklageschrift - begann dann mit einer Gruppe von Freundinnen, Phoebe systematisch zu quälen.
Drohungen und Beschimpfungen - Tag für Tag
Die "Gang", das schildern US-Zeitungen, lauerte ihr auf, auf den Schulkorridoren, in der Bibliothek, in der Schul-Cafeteria, auf dem Nachhauseweg. "Irische Hure", "Schlampe" wurde ihr nachgerufen oder im Vorbeigehen zugeflüstert, sie wurde geschubst und mit Gegenständen beworfen, man schlug ihr Schulbücher aus der Hand und schickte ihr SMS-Botschaften mit Drohungen - Tag für Tag.
So war es auch am letzten Tag ihres Lebens, am 14. Jänner. Mitschüler gaben später bei der Polizei an, dass Phoebe in der Früh weinend die Krankenstation der South Hadley High aufsuchte, später auf dem Schulflur malträtiert und dann auf dem Nachhauseweg mit einer Dose beworfen wurde. Im Treppenhaus des Hauses, in dem sie mit ihrer Familie lebte, erhängte sich die 15-Jährige, um ihrem seelischen Leiden ein Ende zu setzen. Sie benutzte dazu einen Schal, ein Weihnachtsgeschenk ihrer kleinen Schwester, und die Jüngere - erst zwölf Jahre alt - war es auch, die Phoebe erhängt fand.
Die 15-Jährige ist dabei leider kein Einzelfall: In den USA wird das Drangsalieren von Kindern oder Jugendlichen zumeist durch Gleichaltrige bereits mit dem Begriff "Bullying" zusammengefasst. Studien zufolge kommt es sehr häufig vor, vor allem via Internet. Etwa 30 Prozent der Schüler in den Klassen sechs bis zehn praktizieren es, werden zu Opfern oder beides, heißt es zum Beispiel auf der Webseite "how-to-stop-bullying.com". Aber, so Bezirksstaatsanwältin Elizabeth Scheibel: "Was Phoebe erdulden musste, geht weit über das übliche Maß an Schikanen hinaus." Das Mädchen sei nicht nur ständig verfolgt, beschimpft und geschmäht, sondern auch körperlich misshandelt worden.
Schule schritt im Fall Phoebe nicht ein
Was viele Eltern und US-Medien wie die "New York Times" im Fall Phoebe besonders alarmierend finden: Mehrere Lehrer und Schulangestellte wussten anscheinend, was vor sich ging, aber niemand schritt ein. Zweimal zuvor, so schildert ein Freund der Prince-Familie, habe sich Phoebes Mutters hilfesuchend an die Schule gewandt, habe von den Quälereien berichtet und die Angst geäußert, dass ihrer Tochter etwas zustoßen könne. Aber in beiden Fällen sei ihr gesagt worden, es gebe kein Grund zur Sorge.
Mehrere der Angeklagten sind inzwischen von der Schule verwiesen worden, aber die meisten erst vor wenigen Tagen, als die Vorwürfe gegen sie publik wurden. Die sechs Jugendlichen aus der Gruppe, denen der Prozess nach dem Erwachsenen-Strafrecht gemacht werden soll, müssen sich in verschiedenen Punkten verantworten: Die Vorwürfe reichen von Verfolgung über Verstoß gegen die Bürgerrechte mit Körperverletzung als Folge bis hin zur Vergewaltigung einer Minderjährigen. Die Schul-Verantwortlichen sind weiter im Dienst, Rücktrittsforderungen haben sie kategorisch zurückgewiesen.
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