Dossier deckt auf
So arbeitet die Lobby der US-Klimaskeptiker
David Koch und sein Bruder Charles leiten eine Firma, die eigentlich nicht zu übersehen ist: 100 Milliarden Dollar Jahresumsatz erwirtschaftet das Unternehmen mit 70.000 Angestellten in rund 60 Ländern. Koch Industries ist rund um den Globus an Pipelines und Raffinerien, Düngemittel- und Faserindustrie sowie an Asphalt- und Nahrungsmittelfirmen beteiligt. Die Koch-Brüder selbst schafften es mit ihrem Privatvermögen auf Platz neun der "Forbes"-Liste der reichsten Amerikaner.
Zweifel an Auswirkungen des Klimawandels gesät
Über jene Aktivitäten des Imperiums, die Greenpeace nun in dem Papier detailliert aufführt, wussten aber bisher selbst jene Menschen, denen die Firma ein Begriff ist, wenig bis gar nichts. Zwischen 2005 und 2008 soll Koch Industries 24,8 Millionen Dollar an 32 verschiedene Organisationen gezahlt haben, um Zweifel an den Auswirkungen des Klimawandels zu säen. Zudem flossen 5,7 Millionen Dollar an direkter Wahlkampfspende an Senatoren und Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses, die sich gegen schärfere Klimaschutzgesetze einsetzten. 37,9 Millionen Dollar wurden zusätzlich für Lobbying-Arbeit in Washington eingesetzt.
Den vollständigen "Koch-Report" (auf Englisch) findest du in der Infobox!
Dabei halten die Koch-Brüder mit ihrer Meinung bezüglich Klimawandel nicht unbedingt hinterm Berg. Wie die deutsche Wochenzeitung "Die Zeit" berichtet, zitiert eine Firmenzeitschrift des Unternehmens all jene Studien, deren Finanzierung Greenpeace nun aufdeckt. Allerdings wirft es natürlich ein schales Licht auf die Objektivität dieser Studien, wenn diese durch Zahlung eines am Ölgeschäft beteiligten Firmen-Konglomerats zustande gekommen sind.
"Netzwerk der Verleugnung"
Die Veröffentlichung des Dossiers über Koch Industries fällt in eine Zeit, in der die Glaubwürdigkeit der Klimaforscher zumindest angekratzt ist. Erst im Jänner wurde etwa bekannt, dass dem UN-Weltklimarat zuletzt peinliche Fehler bei Berechnungen unterlaufen sind (siehe Infobox). Diese Zweifel am Klimawandel werden laut Greenpeace durch ein "Netzwerk der Verleugnung" mit gezielten Desinformationen und finanzierten wissenschaftlichen Studien weiter geschürt.
Der Zweck sei sonnenklar, so Steffen Nichtenberger, Greenpeace-Sprecher in Österreich: Die Zweifel würden gesät, um zu vermeiden, dass es zu Maßnahmen gegen die mächtigen Interessen der Öl- und Kohleindustrie komme.
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