Verkauf gestoppt

GB: Wirbel um gepolsterte Bikinis für kleine Mädchen

Ausland
14.04.2010 18:53
Nach massiver Kritik von allen Seiten hat eine britische Kleidungskette den Verkauf von gepolsterten Bikini-Oberteilen für siebenjährige Mädchen gestoppt. Das Unternehmen Primark entschuldigte sich am Mittwoch dafür, ein "öffentliches Ärgernis" ausgelöst zu haben, und zog die umstrittenen Tops mit sofortiger Wirkung zurück. Ein Teil der Erlöse soll nun einem Kinderschutzverband gespendet werden.

Das Bikini-Oberteil, das wie ein kleiner Push-up gestaltet ist, kostete vier Pfund (rund 4,50 Euro) und wurde in pink mit goldenen Sternen oder schwarz mit weißen Punkten angeboten. Die britische Organisation The Children's Society, die sich gegen Kindesmissbrauch einsetzt, hatte kritisiert, dass Primark junge Mädchen frühzeitig sexualisiere. Zudem schädige die "gewissenlose" Werbung "das Wohl der Kinder", wie Sprecherin Penny Nichols erklärte.

"Schlichtweg schändlich"
Zahlreiche Politiker zeigten sich empört über Primarks Verkaufsstrategie. So verurteilte David Cameron, der wortgewaltige britische Oppositionsführer und Herausforderer von Premierminister Gordon Brown bei den kommenden Parlamentswahlen, das Vorgehen des Unternehmens als "schlichtweg schändlich". Gegenüber der BBC meinte ein wütender Cameron: "Ich will nicht in einem Land leben, in dem nur die Regierung über die frühe Kommerzialisierung und Sexualisierung unserer Kinder schockiert ist, sondern ich will, dass die Unternehmen diese Praktiken unterlassen und Verantwortung übernehmen."

Auch Premier Brown, dessen Umfragewerte in letzter Zeit auf einen historischen Tiefststand sanken, wollte in der hitzigen Debatte nicht zurückstehen und erklärte, es laufe etwas falsch, wenn Firmen versuchen würden, "unsere Kinder dazu zu verleiten, sich wie junge Erwachsene zu benehmen, anstatt sie ihre Kindheit genießen zu lassen".

"Pädophilen-Bikinis"
Die auflagenstarke britische Boulevardzeitung "Sun" legte noch eins drauf und bezeichnete die Tops auf ihrer Titelseite als "Pädophilen-Bikinis". Shy Keenan, eine prominente Anwältin, die Opfer von Kinderschändern vertritt, hatte zuvor zum Boykott aller Produkte von Primark aufgerufen, solange das Unternehmen nicht den Verkaufsstopp der Bikinis verfüge. Nach der nunmehrigen Kehrtwende Primarks zeigte sie sich erleichtert, meinte aber, dass es eine Schande sei, dass die Produkte überhaupt erst in den Handel gekommen sind. 

Primark, ein 1969 gegründetes irisches Tochterunternehmen des britischen Lebensmittelkonzerns Associated British Foods, ähnelt Ketten wie H&M und C&A und verkauft billige Mode hauptsächlich für junge Leute. Das Unternehmen hat international rund 200 Filialen mit etwa 28.000 Mitarbeitern.

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