Solange die Ermittlungen laufen, könne die Polizei den Vorfall nicht bestätigen, hieß es am Mittwoch von einer Polizeisprecherin. „Wir sind aber natürlich an der Aufklärung interessiert", so die knappe Stellungnahme.
Laut „Augustin“-Bericht soll Folgendes passiert sein: Am 22. Oktober wurden der Zeitungsverkäufer, seine Frau und sein Sohn von einem Polizisten in der Karlsplatzpassage kontrolliert. Laut seinem Gedächtnisprotokoll (Auszüge siehe Infobox) soll der Polizist den 18-jährigen Sohn weggeschickt und das slowakische Paar mit auf die Wachstube am Karlsplatz genommen haben. Dort musste der „Augustin“-Verkäufer nach eigenen Angaben in einem kleinen Zimmer auf dem Boden knien, gleichzeitig soll ihm der Beamte eine „Faustwatschn“ ins Gesicht angedroht haben. Danach soll der Mann aufgefordert worden sein, sich auszuziehen. Immer wieder soll ihn der Polizist mit Beschimpfungen („Zigeuner stinken“) gedemütigt haben, die er bejahen musste.
Insgesamt wurden dem „Augustin“-Verkäufer und seiner Frau - beide sprechen gut Deutsch - acht Organstrafverfügungen zu je 21 Euro ausgehändigt: drei für sich (wegen Anstandsverletzung, Ordnungsstörung und Lärmerregung), drei für seinen Sohn (wegen Rauchverbotsmissbrauch, Ordnungsstörung und Anstandsverletzung) und zwei für seine Frau (wegen Ordnungsstörung und Anstandsverletzung). Alle datiert mit 22. Oktober 2008 um 12.55 Uhr. Das Pärchen bezahlte die Strafe in der Höhe von 168 Euro bar.
Der betroffene Verkäufer hat sich mehr als zwei Wochen später bei der „Augustin“-Redaktion gemeldet. Am 7. November wurde vom „Augustin“ die Pressestelle der Wiener Polizei mit den Vorwürfen konfrontiert, sagte die Sprecherin der Zeitung, Angela Traußnig. Die Exekutive habe darauf sofort reagiert und interne Ermittlungen eingeleitet. „Am 18. November hat das Büro für besondere Ermittlungen um Kontaktaufnahme gebeten und um die Kopien der Organstrafverfügungen gebeten“, sagte Traußnig.
Zurückreden als „Anstandsverletzung“
„Die Anschuldigungen (des Pärchens, Anm.) sind absolut glaubwürdig, wir werden den Ermittlern anbieten, mit den Betroffenen und unseren Sozialarbeitern Robert Sommer und Riki Parzer vorbeizukommen und den Vorfall zu bereden“, sagte die Sprecherin. Laut Sozialarbeiterin Parzer hat sich das Pärchen auch an die slowakische Botschaft gewandt. Ein Kontakt zum Verein Zara („Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit“) sei ebenfalls hergestellt worden, hieß es. Zu den acht Organstrafmandaten meinte „Augustin“-Sprecherin Traußnig gegenüber krone.at, dass etwa für die Strafen wegen „Anstandsverletzung“ bereits ein „Zurückreden“ gereicht habe. Der Zeitungsverkäufer habe auch schon in Deutschland gelebt und sei dort von der Polizei bei ähnlichen Routinekontrollen per Sie angesprochen worden. Wie die beiden Wiener Polizisten den Mann behandelt hätten, sei „schlicht menschenunwürdig“, so Traußnig.
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