Für Häupl sind türkische Schulen bzw. Gymnasien in Wien durchaus denkbar. Noch wichtiger sei ihm jedoch der muttersprachliche Unterricht für junge Türken im Regelschulwesen, so Häupl. Diesen gibt es bereits: Rund 6.000 Schüler werden derzeit neben dem "normalen" Schulalltag in türkischer Sprache unterrichtet.
Botschafter Tezcan verwies auf Expertenmeinungen, wonach man die Muttersprache beherrschen müsse, um eine fremde Sprache - also etwa Deutsch - zu lernen. Letzteres sei wiederum Voraussetzung für eine funktionierende Integration, versicherte er. Laut Häupl besuchen derzeit aber nur 40 Prozent der knapp 16.000 türkischstämmigen Kinder in Wien muttersprachliche Kurse, die neben dem regulären Lehrplan angeboten werden.
Türkische Schule als Pendant zum Lycee
Der Einrichtung eigener türkischer Schulen ist der Bürgermeister nicht abgeneigt: "Das halte ich für möglich." Dies könne in Analogie etwa zum Lycee Francais, der Vienna International School oder zur Komenski-Schule, in der unter anderem in Tschechisch oder es Slowakisch gelehrt wird, geschehen.
Derartige Schulformen könnten aber nur ein zusätzliches Angebot sein. Vom Muttersprache-Unterricht in der Regelschule seien deutlich mehr Leute betroffen, betonte der Bürgermeister. Die Umsetzung einer türkischen Schuleinrichtung, etwa eines Gymnasiums, würde aber nicht in die Kompetenz des Landes Wien fallen, da dieses nicht für weiterführende Schulen zuständig ist und fremdsprachige Schulen außerdem meist private Träger haben.
Insgesamt besuchen rund 15.900 türkischstämmige Kinder Wiener Pflichtschulen. An Volksschulen stellen sie 13,7 Prozent aller Schüler dieser Schulart, an den Hauptschulen 17,8 Prozent und an den Polytechnischen Schulen 17,2 Prozent.
Botschafter: "Wir sind dem Land zu Dank verpflichtet"
Häupl und Tezcan verwiesen auch darauf, wie wichtig es sei, Respekt für die Kultur der anderen zu haben. Der Botschafter betonte zudem: "Wir sind diesem Land zu Dank verpflichtet." So ganz zufrieden scheint er mit dem Bild, das so manche Österreicher von ihren türkischen Mitbürgern haben, aber nicht zu sein. Es sei zu wenig bekannt, dass es in Österreich 5.000 Firmeninhaber mit türkischen Wurzeln, sowie Hunderte aus der Türkei stammende Künstler und Akademiker gebe, beklagte der Diplomat.
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