Schwere Vorwürfe

Pongau: Sexueller Missbrauch in Seniorenheim

Österreich
10.04.2010 13:48
Ein unfassbarer Skandal erschüttert das kleine Seniorenheim der Salzburger Gemeinde Goldegg. Vor wenigen Tagen deckten intern einige Mitarbeiter auf, dass es jahrelang schwerste Missstände im Heim gegeben hatte. Die Vorwürfe sind knallhart: Es geht um Diebstahl, sexuellen Missbrauch und um einen Fall von versuchter Sterbehilfe. Der Goldegger Ortschef Hans Mayr reagierte sofort: Drei Mitarbeiter wurden gefeuert, der Staatsanwalt eingeschaltet.

Seit 1. Jänner wird das Seniorenheim nicht mehr von der Gemeinde geführt - jetzt kümmert sich "Pro Humanitate" um Pflege, Personal und Verwaltung des kleinen Heimes, in dem nur 16 Plätze zur Verfügung stehen. Sie sind alle bestens ausgestattet mit Bad und Kochnische. Für die betagten Bewohner steht auch TV im Aufenthaltsraum zur Verfügung.

Die wohnliche Atmosphäre hatte aber in den letzten Jahren menschliche Abgründe verdeckt, wie sich jetzt zeigte. Denn nach dem Wechsel der Leitung fassten die Bewohner Mut und vertrauten ihren Betreuern unfassbare Dinge an, die dort geschehen waren.

Schwerste Vorwürfe
"Diese Vorfälle liegen alle schon Jahre zurück - sie haben sich zwischen 1995 und 2008 abgespielt", berichtet Bürgermeister Hans Mayr. Er hat den 23. März jetzt rot im Kalender markiert - an diesem Tag kam die Affäre ins Rollen. Drei Bedienstete des Heimes baten um eine Aussprache mit den Vertretern von "Pro Humanitate". Da legten sie haarklein alle Vorfälle offen, die ihnen die Bewohner in den Tagen zuvor geschildert hatten:

  • Die Senioren wurden über Jahre hinweg immer wieder bestohlen. Bargeld kam abhanden, Wertsachen waren plötzlich weg. Als Diebinnen stehen drei Mitarbeiterinnen vom Pflegedienst des Heimes unter Verdacht. 
  • Die drei Frauen sollen im Heim auch für den sexuellen Missbrauch von Bewohnern verantwortlich sein. 
  • Und der härteste Vorwurf: In einem Fall wird einer der "Pflegerinnen" gar die versuchte Sterbehilfe bei einem der betagten Bewohner vorgeworfen. Sie soll versucht haben, einen pflegebedürftigen Patienten eiskalt zu töten.

Die Heimleitung zögerte keine Minute und verständigte sofort Ortschef Mayr. Er verlangte, dass sämtliche Details des unfassbaren Skandals schonungslos offen gelegt werden. "Ich habe noch am selben Tag mit unseren Mitarbeitern gesprochen, die alles aufgezeigt haben - und sie wiederholten alle erschütternden Anschuldigungen." Bereits für den 25. März wurde eine weitere Sitzung einberufen, bei der auch ein Leiter des Roten Kreuzes dabei war - "da haben wir die Beschuldigten mit allen Fakten und Beweisen konfrontiert."

Drei Pflegerinnen gefeuert
Dann ging es Schlag auf Schlag weiter: Noch am selben Tag stellte Mayr die drei Pflegerinnen frei, das Rote Kreuz organisierte am gleichen Tag Ersatz für die Mitarbeiter. Und am nächsten Tag, dem 26. März, entließ die Gemeinde ganz offiziell die schwer beschuldigten Pflegerinnen.

"Wir haben auch noch eine ausführliche Sachverhaltsdarstellung zu dem Fall gemacht und alles der Staatsanwaltschaft in Salzburg übergeben", berichtete Bürgermeister Hans Mayr am Freitag immer noch hörbar schockiert der "Krone".

Ermittlungsbehörden am Zug
Wie hoch der Schaden durch die jahrelangen Diebstähle ist, wollte der Ortschef am Freitag nicht genau beziffern: "Der Fall liegt jetzt bei den Ermittlungsbehörden. Ich glaube, dass wir in dieser Sache so rasch und konsequent wie möglich reagiert haben, mehr ist von unserer Seite aus nicht mehr zu machen gewesen."

In den letzten Tagen wurde von der Gemeinde auch das Land informiert - dort ist ja das Sozialressort als Aufsichtsbehörde für Seniorenheime zuständig. Ob es als Konsequenz aus der Affäre vom Land her zusätzliche Auflagen oder Kontrollen in den Heimen gibt, ist noch offen. Erst soll die Affäre restlos geklärt werden.

von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung

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