Igel sorgt für Chaos

“Hogi’s Family – eine stachelige Angelegenheit”

Kino
21.10.2009 14:25
Mit der Tierkomödie „Hogi's Family“ rund um einen redseligen Igel namens Hogi ist dem international gefeierten Filmemacher Dr. Kurt Mündl („Der Ötztal-Mann und seine Welt“) die höchst unterhaltsame Symbiose aus frecher Spielfilmkomik und prächtigem Naturschauspiel gelungen. Eine herzerfrischende Hommage an das Wildtier des Jahres 2009!

Wehrhaft das dichte Stachelkleid, frech die lackschwarzen Äuglein, vorwitzig die spitze Nase - olfaktorisches Geruchsradar bei ausgedehnten Nachtwanderungen! Igel haben entwicklungsgeschichtlich gut 15 Millionen Jahre auf ihrem Kratzbürstenbuckel. Grund genug, mehr über die stacheligen Einzelgänger zu erfahren. 

Lassen wir ein besonders keckes Exemplar seiner Spezies zu Wort kommen. Ja, ganz recht, Hogi, der entzückende Protagonist, kann sprechen! Und seine frechen Kommentare machen diese kurzweilige Tierkomödie, eingebettet in eine das Auge betörende Vierjahreszeitensymphonie, in der Tat zum famosen Schmunzelparcours. Folgen wir also den Fährten des wackeren Stachelträgers - und seinen tierischen Reminiszenzen.   

Eine dunkle, mit Laub ausgebettete Höhle, in der Hogi selig schläft. Als der weiße, klirrend kalte Regen fiel, den er bislang nicht kannte, hatte er sich in das gut gedämmte Erdquartier verzogen, dessen findiger Innenarchitekt wohl ein Dachs gewesen sein musste. Über ihm watteweiße Winterlandschaften, wie von Walde gemalt, und übermütige Wintersportler, die über seinen Bau hinwegbrettern. 

Smalltalk mit dem Fischotter
Just zur Schneeschmelze war Hogi dann wieder erwacht, um sich kreuzfidel zwischen Himmelschlüssel und Huflattich, Buschwindröschen und Palmkätzchen die Beinchen zu vertreten - und den Smalltalk mit einem Fischotter zu pflegen. Als abermals weißer Flockenwirbel vom Himmel stäubt, ist Hogi ziemlich aufgeschmissen. Wie gut, dass Frau Hanna den verdrossenen Stachelracker im Unterholz entdeckt und mit heimnimmt. Die rüstige Frau ist eine sogenannte Igelmutter! 

Schmackhaft-freie Kost und kuscheliges Logis bedeuten für Hogi Igel-Wellness pur. Auf dem Fensterbrett hockend und in die unwirtliche Landschaft blickend, wird sich der kleine Igel an Stationen seines jungen Daseins erinnern. Und wie er das tut, unterlegt mit tierisch-köstlichen Kommentaren - gesprochen von Tommi Piper, der legendären Alf-Stimme! –, macht diese Tierkomödie zum Kinovergnügen für die ganze Familie. Dass Hogi inzwischen Hannas Wohnung auf den Kopf stellt, getrieben von diebischer Igelneugier, entspricht nur seinem Naturell...

Hogi mag keine Springschleimer
Bilder, die wir so noch nie gesehen haben, wie etwa die kameratechnisch grandiosen Einblicke in eine Igelkinderstube in freier Wildbahn, wo sich noch blinde, weiß bestachelte Igelbabys an ihre Mutter schmiegen. Und dass Hogi ein Nimmersatt ist, sieht man gleich! Aus ihm wird einmal ein echter Abenteurer werden, der weder die Begegnung mit einem rabiaten Uhu noch mit einer wendigen Höllennatter scheut. Und immer hat er das letzte Wort! Ameisen und Kröten, die er keck Springschleimer nennt, sind nicht ganz sein Fall. Entzückend sein Wiesen-Blind-Date mit einem Rehkitz inmitten sonnengelber Butterblumen!

Apropos Sonnen! Jene, die nächtens auf dicht befahrenen Straßen gleißend hell vorbeifliegen, werden Hogi beinahe zum Verhängnis! Dass ihn helfende Hände weg von den heulenden Boliden in die Wien-Redaktion der „Kronen Zeitung“ bringen, wo sowohl Tierressort-Lady Maggie Entenfellner als auch der Herausgeber selbst, Herr Hans Dichand, dem stacheligen Charme des drolligen Winzlings blitzartig erliegen, ist Hogis Glück. Schnell wird das herzige Findelkind zur Chefsache erklärt!   

Igel-Quickie statt Romanze
Was er sonst noch so angestellt hat, der kleine Igel? Richtig - verliebt hat er sich. Doch wenn er es jetzt so recht bedenkt in Hannas warmer Stube, war dies wohl eher ein Igel-Quickie denn eine innige Igel-Romanze. Igel sind Hallodri - und damit basta. Eine Rafting-Tour kommt Hogi in den Sinn, als er nach einem Gewitter, zur - künstlichen (!) -  Kugel zusammengerollt, in einem reißenden Bach hinunterschoss. Ein Igel-Stunt erster Güte! Action, hollywoodreif sozusagen. 

Nicht ganz so rühmlich ist Hogis erster richtiger Schwips. Dass das in der Herbstsonne reifende Fallobst hochprozentige Wirkung zeigt, merkt der kleine Igel, hicks, viel zu spät. In Schlangenlinien trippelt er durchs satte Farngrün. Nicht zu vergessen die Geschichte mit dem wütenden Bauern und seiner geladenen Büchse. Okay, ein Hühnerstall ist kein Selbstbedienungsladen. Soll sich nicht so anstellen wegen des bisschen geklauten Cholesterins! 

Noch gefährlicher waren allerdings, wenn man es so recht bedenkt, die Erntemaschinen, diese dösenden Ungeheuer, die der Landschaft fauchend einen Scheitel ziehen. Warum er nicht weitererzählt, der kleine Igel? Ach ja, er träumt wieder. Von neuen Abenteuern, die es zu bestehen gilt nach dem nächsten Winterschlaf. Und man wird nicht müde, ihm dabei zuzusehen.

von Christina Krisch, Kronen Zeitung

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