Entdecker des Schmauens ist der deutsche Schauspieler und Autor des Buches "Kau Dich gesund" Jürgen Schilling (rechts oben im Bild): "Viele Menschen schlingen Nahrung hastig hinunter und betrachten den Speichel nur als Gleitmittel. Er hat jedoch wichtige Funktionen, z. B. entsäuert und entgiftet die Nahrung schon im Mund."
Abwehrzellen werden aktiviert
Der deutsche Immunologe Peter Schleicher bestätigt, dass beim richtigen Kauen und "Ausschmecken" mehr Lymphflüssigkeit im Speichel freigesetzt und damit Abwehrzellen im Verdauungstrakt aktiviert werden. Weiters lässt Speichel durch chemische Reaktionen den Geschmack entstehen. Wer die Schmautechnik beherrscht, soll sogar binnen Sekunden schmecken können, ob es sich um naturbelassene Nahrung oder aufbereitete, aromatisierte Produkte handelt.
Jürgen Schilling: "Isst man künstlich Aufgepepptes, spürt man den Geschmack schnell, beim Weiterkauen wird er unangenehm. Dies fördert rasches Schlucken und das Sättigungssignal wird ausgetrickst. Naturbelassene Lebensmittel schmecken mit zunehmenden Schmaubewegungen besser." Diese Erfahrung hat auch der Wiener Infektiologe Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Graninger beim Test-Schmauen gemacht: "Je länger man z. B. ein Dinkelweckerl kaut, desto süßer und angenehmer schmeckt es.“
Im Mund vorverdauen
Wird im Mund gründlich vorverdaut, funktioniert auch die Weiterverdauung besser. Während man den ersten Bissen kaut, nehmen Empfängerzellen dies in der Mundschleimhaut wahr, die Bauchspeicheldrüse wird aktiviert und stellt den optimal zusammengesetzten Verdauungssaft zur Verfügung.
Schleckermäulchen werden sich über das Untersuchungsergebnis des Münchner Stoffwechselexperten Wilfried Bieger freuen: Mit Schmauen schnellen beim Verzehr zuckerreicher Speisen Blutzucker und Insulin nicht so stark in die Höhe wie durch gieriges Hinunterschlingen.
Jeder kann es erlernen
Lustvoll essen kann jeder erlernen. Einsteiger müssen anfangs konzentriert und bewusst kauen, bis sich das Gehirn an das neue Muster gewöhnt. Dann schmaut man automatisch. Hier in Kurzform das neue Geschmackserlebnis:
Kleinen Bissen abbeißen, bewusst im Mund spüren, mit der Zunge darüber gleiten. Einige Male kauen. Fließt der Speichel, den Bissen im Mund hin und herschieben und gegen den Gaumen drücken.
Inzwischen beginnen Enzyme (Eiweißhilfsstoffe) mit dem Vorverdauen. Den Bissen nochmals über die Zunge gleiten lassen und in Raten kleine Anteile schlucken. Kurz mit der Zunge am Gaumen nachschmecken bevor man wieder abbeißt.
Eva Rohrer, Kronen Zeitung und krone.at
Den Link zur offiziellen Kau-Jogging-Website sowie die Möglichkeit, das dem Schmauen zugrunde liegende Trainingsbuch "Kau Dich gesund!" von Jürgen Schilling zu bestellen, findest du in der Infobox!
Foto: "Let's kau together" Janine Guldener
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