Harter Schlag für die österreichische Schauspielerin Christiane Hörbiger: Ihr Lebensgefährte, der Schauspieler, Intendant und Schriftsteller Gerhard Tötschinger ist völlig überraschend aus dem Leben gerissen worden. Er starb an einer Lungenembolie. Das Paar befand sich gerade im Urlaub in St. Gilgen. Erst am 26. Juni hatte Tötschinger seinen 70. Geburtstag mit Freunden in Schönbrunn gefeiert.
Kürzlich hatte Tötschinger den zweiten Band seiner im Amalthea Verlag erschienenen Reihe zu den Wiener Bezirken präsentiert, diesmal unter dem Titel "Vom Schaumburgergrund ins Lichtental - Die Wiener Bezirke IV bis IX". Ein weiterer Band war geplant.
"Ich bin seit vielen Jahren bemüht, mit meinen Büchern, Inszenierungen, Vorträgen und unzähligen Fernsehsendungen G'scheites und Anspruchsvolles auf heitere Weise unter die Menschen zu bringen", fasste der langjährige Lebensgefährte von Christiane Hörbiger seine Arbeitshaltung einmal zusammen. In der Tat hat er es auf mehrere Dutzend Bücher gebracht, fungierte bei mehreren Festspielen als Intendant und war regelmäßig bei Lesungen und Veranstaltungen auf der Bühne präsent.
Gerhard Tötschinger wurde am 26. Juni 1946 in Wien geboren. Nach der Matura am Akademischen Gymnasium studierte er zunächst Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte, brach das Studium aber nach eigenen Angaben bald wieder ab. Er nahm Sprech- und Schauspielunterricht bei Zdenko Kestranek und Gesangsunterricht bei Arthur Karg-Bebenburg. 1966 feierte er schließlich bei den Sommerspielen Burg Liechtenstein seine erste Premiere als Schauspieler an der Seite von Gerhard Dorfer und Herwig Seeböck. Sein Weg führte ihn über das Volkstheater auch an Häuser in Deutschland und der Schweiz.
Von 1973 bis 1977 übernahm Tötschinger schließlich die Rolle des Intendanten des Theaters im Burgenland, im Anschluss fungierte er bis 1981 als Oberspielleiter am Stadttheater Klagenfurt, danach leitete er bis 1994 das "Fest in Hellbrunn" in Salzburg.
Nach Umbrien verschlug es Tötschinger schließlich bis 1999, wo er als künstlerischer Leiter des Festivals Arteuropa in Todi verpflichtet wurde. Seine Italienliebe führte auch zu zahlreichen Büchern, wie etwa "Viva l'Italia. Erlebtes, Erdachtes, Erlesenes" oder "Mörderisches Venedig. Die dunkle Seite der Serenissima". Von 1999 bis 2001 stand Tötschinger schließlich den Sommerspielen Perchtoldsdorf vor.
Neben seinen Leitungstätigkeiten führte Tötschinger aber auch immer wieder Regie, etwa an der Komödie im Bayrischen Hof München, im Theater am Hechtplatz in Zürich oder dem Theater am Zoo in Frankfurt am Main. Bereits früh verschrieb er sich auch dem Fernsehen und gestaltete ab 1977 mehrere TV-Serien, darunter "Quiz in Rot weiß rot" oder "Dialoge mit Herodot". Ab 2009 war er schließlich Mitglied im ORF-Publikumsrat und im ORF-Stiftungsrat sowie ab 2011 im Kulturbeirat von ORF III.
2015 wurden seine Leistungen mit dem "Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien" gewürdigt.
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