Nach Terroralarm
Polizei fand nichts: “Rock am Ring” geht weiter
Das Musikfestival "Rock am Ring" im deutschen Nürburg wird nach der Unterbrechung wegen eines Terroralarms fortgesetzt. Die Polizei Koblenz teilte Samstagvormittag auf Twitter mit: "Wir freuen uns mit euch. Es geht weiter!" Der Konzertveranstalter Marek Lieberberg schrieb auf der Festival-Website: "Das ist die Nachricht, auf die alle 'Rock am Ring'-Fans warten. Nach intensiven Durchsuchungen des gesamten Festivalgeländes haben sich die Verdachtsmomente für eine akute Gefährdungslage nicht erhärtet."
Das Festival hatte am Freitag abgebrochen werden müssen, da laut Polizei eine "akute terroristische Gefährdungslage" bestanden hatte. Die Besucher des beliebten Musikfestivals verhielten sich vorbildhaft: Die meisten der 90.000 Fans blieben ruhig, als das Gelände geräumt werden musste. Viele von ihnen sangen im Chor: "Terror ist scheiße, schalalala!"
Zwei Personen verhört
Laut der "Bild"-Zeitung hatte die deutsche Polizei zwei Mitarbeiter eines für den Veranstalter arbeitenden Subunternehmes verhört. Die beiden Männer hätten angeblich etwas auf dem Gelände hinterlegt. Eine konkrete Gefährdung habe aber nicht bestanden, hieß es. Die Polizei wollte dieses Statement weder bestätigen noch verneinen: "Wir können im Moment nichts sagen. Wir müssen die Ermittlungen sauber durchführen." Bei der Durchsuchung des Geländes waren auch Bombenspürhunde im Einsatz gewesen.
Veranstalter: "Keine verdächtigen Gegenstände gefunden"
Von Organisator Marek Lieberberg wurde die Entscheidung aber kritisch gesehen. In einem Interview mit dem Fernsehsender n-tv sagte er: "Zunächst einmal erkenne ich keinen Grund, warum das Gelände geräumt wurde. Ich glaube, dass wir hier für das büßen müssen, was im Fall Amri oder anderen Fällen zu wenig getan wurde." Der 24-jährige Tunesier Anis Amri war im Dezember in Berlin mit einem Lkw in einen Weihnachtsmarkt gerast und hatte dabei zwölf Menschen getötet sowie Dutzende weitere teils schwer verletzt.
Lieberberg sagte, es seien keine verdächtigen Gegenstände oder Geräte gefunden worden. Durch Versäumnisse der Ermittlungsbehörden sei eine andere Gemütslage eingetreten, sodass womöglich "schneller gravierende Entscheidungen getroffen werden als vorher".
Das gesamte Statement von Lieberberg bei einer Pressekonferenz zum Abbruch des Festivals sehen Sie hier.
De Maiziere: "Verantwortungsvolle Entscheidung"
Die Entscheidung, das Musikfestival zu unterbrechen, war von Roger Lewentz (SPD), dem rheinland-pfälzischen Innenminister gekommen: "Wir mussten diese Entscheidung treffen. Es war übereinstimmend bei allen Polizeiexperten: Es blieb keine andere Wahl." Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere stellte sich hinter Lewentz und erklärte, er halte die Entscheidung für schwierig, aber verantwortungsvoll: "Lewentz hat meine volle Unterstützung. So bitter es ist, die Sicherheit der Festivalbesucher muss an erster Stelle stehen."
Fans reagierten gespalten
Die Meinung der Fans zum Abbruch des Festivals war gespalten: Viele wünschten sich, dass das Festival am Samstag fortgesetzt werde, manche warnten aber vor zu schnellen Entscheidungen und betonten, dass Sicherheit aller vorgehen würde. Veranstalter Lieberberg wünschte sich jedenfalls, dass der Terroralarm nur eine kurze Unterbrechung war. In Richtung der Polizei sagte er am Freitagabend: "Ich hoffe, dass Sie mit uns und unseren Fans ebenso umgehen wie bei Fußballspielen, wo am nächsten Tag wieder gespielt wird." Die Kommunikation mit den Behörden bezeichnete der Organisator zwar als gut, aber: "Das Signal, das Deutschland heute sendet, ist katastrophal."
Übrigens: Beim parallel zu "Rock am Ring" in Nürnberg stattfindenden Zwillingsfestival "Rock im Park" sind die Konzerte am Freitagabend weitergegangen. Dort treten dieselben Bands in anderer Reihenfolge auf.
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