Peinliche Schlappe

Italien: Anonymous stiehlt Daten von Cyberpolizei

Web
26.07.2011 09:17
Das Hackerkollektiv Anonymous hat mit seiner Partnergruppe Lulz Security, kurz LulzSec, einen neuen Angriff gestartet und damit der italienischen Cyberpolizei eine peinliche Schlappe zugefügt. Deren Onlineauftritt war nämlich Ziel der Attacke - die Hacker konnten eigenen Angaben zufolge geheime Daten stehlen, die nun schrittweise veröffentlicht werden sollen. Die italienische Internetpolizei hat den Angriff bestätigt, wollte aber vorerst keine Angaben zum Ausmaß des Schadens machen.

"Wir versuchen zu verstehen, welchen Umfang das Geschehene hat", teilte die italienische Cyberpolizei Centro Nazionale Anticrimine Informatico per la Protezione delle Infrastrutture Critiche (CNAIPIC) in einer Erklärung mit. Ob und gegebenenfalls welche Dokumente gestohlen worden seien, müsse zunächst untersucht werden. Die 2008 gegründete staatliche Behörde ist eigentlich für den Schutz der IT-Infrastruktur in Italien zuständig und gilt als Spezialeinheit gegen Onlinekriminalität.

Anonymous und LulzSec haben am Montag in einem ihrer Blogs angekündigt, Daten von der Website der CNAIPIC raubkopiert zu haben, um diese schrittweise zu veröffentlichen. Durch den "Operation Italy" getauften Angriff sollen sich nun vertrauliche Informationen über Regierungen und Ministerien einiger Länder sowie Informationen über Unternehmen in ihrem Besitz befinden. 

Aktion gegen "rechtswidrige Praktiken"
Die "Operation Italy" habe "einige der wichtigsten und geheimsten Berichte" der Polizeieinheit "über ihre rechtswidrigen und unmoralischen Praktiken" ans Licht gebracht, teilten die Hacker in ihrem Blog mit. Demnach sollen die Papiere "missbräuchliche Handlungen" der Einheit belegen. Eine "erste Liste" wurde in dem Blog bereits veröffentlicht. Zunächst erschienen dort Dateien im Umfang von etwa acht Megabyte über die Beziehungen der italienischen Regierung zu Australien, Weißrussland, Ägypten, Russland und zur Ukraine.

Insgesamt handelt es sich laut "Anonymous" um mehr als acht Gigabyte Datenmaterial von den Servern der italienischen Cyberpolizei, darunter vertrauliche Berichte von Ministerien u.a. aus Ägypten, Australien, Russland, Ukraine und Weißrussland.

Angriffe auf der ganzen Welt trotz Festnahmen
Am Donnerstag hatten Anonymous und LulzSec angekündigt, ihre Angriffe auf Internetseiten von Unternehmen und Regierungen fortzusetzen. Zuvor hatten die US-Bundespolizei sowie britische und niederländische Sicherheitsbehörden am vergangenen Dienstag nach offiziellen Angaben insgesamt 21 mutmaßliche Hacker festgenommen. Die Hackergruppe LulzSec, die zunächst durch Angriffe gegen Websites der Videospiele von Sony und von Nintendo bekanntgeworden war, bevor sie die Seiten von FBI und CIA angriff, war wieder aufgetaucht, nachdem sie die zur Gruppe News Corporation von Rupert Murdoch gehörenden Internetwebsites kaperte.

Auch Österreich im Visier der Hacker
Erst vor drei Wochen hat der österreichische Ableger der international tätigen Anonymous-Gruppe die Webseiten von SPÖ und FPÖ lahmgelegt. Damals hatte ein anonymer Anrufer der Nachrichtenagentur APA gesagt, Anonymous wolle auf diese Weise "Regierungen und Banken" angreifen. Am Freitag sind der GIS (Gebühren Info Service GmbH) bei einem Angriff der Hackergruppe 214.000 Datensätze abhandengekommen, darunter 96.000 mit Konten-Daten.

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