Temperamentvoll, klug, durchsetzungsstark und noch dazu bildhübsch: Ab sofort schreibt die 29-jährige Wiener Unternehmerin und Social-Media-Expertin Katia Wagner für krone.at. Ihre erste Kolumne trägt den Titel "Austria's next Bundeskanzler 2017".
Die beste Freundin der Mutter, die sonntags zum Tratsch kommt, die ältere Dame am Nachbartisch im AIDA‐Kaffeehaus, die freundliche Nachbarin mit Kurzhaardackel von Stiege 2 ‐ 2007 hatten sie alle eine gemeinsame Vorliebe: Werner Faymann.
Beim Friseur "Susi" hat man nicht selten unter der Dauerwellen-Trockenhaube Damen vom Austro-George-Clooney schwärmen gehört: "A fescha Bua", "der dadat ma scho gfalln." Das Magazin "Vanity Fair" reihte ihn sogar auf Platz 7 der schönsten Politiker der Welt.
Jahre später, 2016, am selben sonntäglichen familiären Mittagstisch, am selben Platz im selben Café, im selben Stiegenhaus. Die Damen sind verzückt ‐ der Neue in der Politik ist ja noch fescher, noch schneidiger und noch charmanter. Zu Österreichs Humphrey Bogart wurde Neo-Bundeskanzler Christian Kern gekürt. Fans einer US-amerikanischen Sitcom schwören hingegen auf eine Ähnlichkeit mit Alan Harper.
Nur ein Jahr später, 2017, betrat ein neuer Feschak die Obmann-Bühne. So jemanden wie ihn wünscht man sich für die kostbare Tochter: Sebastian Kurz. Staatsmännisch und kosmopolitisch kommt er selbst in seinem zarten Alter daher. Ein Schwiegermuttertraum.
Ein neuer Trend scheint sich bei den heimischen Politikern abzuzeichnen. Ein Parteiname alleine gewinnt heutzutage keine Wahl mehr. Es sind die ansehnlichen Persönlichkeiten, in teuren Anzügen verpackt und gekonnt auf Social Media inszeniert.
Das Aussehen eines Politikers, sein Lifestyle und seine Tweets ersetzen das Lesen eines schnöden Parteiprogrammes. Die schmachtende Wählerin, die aus dem Präsentierten abwägt, mit wem der Parteiobmänner sie denn am liebsten auf eine Melange gehen würde.
Und HC Strache? Der setzt jetzt auf Hornbrille. Angesichts seiner jugendlichen Partytiger-Positionierung der letzten Jahre ein fraglicher Schachzug, nun auf dicke Brillengläser zu setzen. Strache wirkt eher wie ein biederer Versicherungsvertreter als ein junggebliebener Szenegänger. Vielleicht ist es aber auch ein perfider, zukunftsweisender Inszenierungsplan. Sind Hornbrillen der kommende Praterdome-Trend?
Allerdings sei bei dieser Schönheitsshow der heimischen Politiker Vorsicht geboten. Auch wenn das Aussehen mitsamt seiner Inszenierung die ein oder andere Wählerin ins Schwärmen bringt, sei unser ehemaliger Austro-George‐Clooney uns ein Mahnmal. Am 1. Mai 2016 gab es am Rathausplatz anstatt anhimmelnder Palmwedler verärgerte Buhrufer.
Schönheit ist eben nicht alles. Irgendwann erwartet der Wähler auch Handlungen und Resultate. Und wie in der Mode kommt letztlich jeder noch so tot gesagte Trend wieder. Vielleicht auch wieder der des bladen Bundeskanzlers.
Katia Wagner
Video: Katia Wagner im krone.at-Talk über ihre erste Kolumne:
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