Abwerbeversuche?

Strolz über Kurz erbost: “Schamlos und intrigant”

Österreich
14.05.2017 18:03

Der neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz dürfte schon damit begonnen haben, Kandidaten für seine Nationalratswahlliste zu rekrutieren. Zumindest wirft ihm NEOS-Chef Matthias Strolz vor, in den letzten Tagen intensiv versucht zu haben, NEOS-Mandatare abzuwerben. An Kurz gerichtet, twitterte Strolz: "Hör endlich auf unsere Leute durchtelefonieren. Ist schamlos & intrigant, wie gegen Mitterlehner. Lasst uns da draußen!"

Wie der neue französische Präsident Emmanuel Macron, der für seinen Wahlsieg Unterstützer über die Parteigrenzen hinaus sammelte, will auch Kurz unabhängige Personen als Kandidaten auf seiner Liste haben. Dafür dürfte der, am Sonntagabend einstimmig vom ÖVP-Parteivorstand gewählte, neue Parteichef offenbar auch schon zum Telefon gegriffen haben, um etwaiges Interesse auszuloten.

Zumindest ist NEOS-Chef Matthias Strolz davon überzeugt, wie aus Social-Media-Postings hervorgeht. Auf Twitter und Facebook behauptet Strolz nämlich, Kurz habe allein in den letzten drei Tagen etliche Male persönlich zum Hörer gegriffen. Seine Leute würden aber die Anrufe nicht mehr entgegennehmen.

Strolz verärgert: "Das ist schlechter Stil, das ist unehrlich"
Strolz betont, jeder könne frei entscheiden, ob er ein solches Angebot annimmt. "Was nicht okay ist, das ist der Stil." Denn parallel sei Kurz mit ihm, Strolz in persönlichem Kontakt gestanden und habe davon kein Wort erwähnt. "Das ist schlechter Stil, das ist unehrlich", ärgert sich der NEOS-Chef. Er hält "diese Doppelbödigkeit für schamlos und unwürdig."

Schon beim Wechsel von Christoph Vavrik in den ÖVP-Klub sei Kurz mit Telefonaten und einem persönlichen Treffen involviert gewesen und habe dies später bestritten. Dass er diese Art von Hintergehung zwischen Klubobleuten und Parteichefs nicht okay finde, habe er Kurz damals in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, erklärte Strolz. "Seine Antwort ist nun offensichtlich: Er macht so weiter."

Christoph Vavrik (rechts) mit dem ehemaligen ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Christoph Vavrik (rechts) mit dem ehemaligen ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka

Strolz erwartet "von jedem Parteichef in Österreich, dass er gewisse moralische Standards einhält. Wenn der Lopatka-Stil mit Intrige und Täuschung zur Generallinie der Liste Kurz/ÖVP wird, dann nimmt Österreich massiv Schaden. Zusammenarbeit braucht ein Mindestmaß an Vertrauen. Und ohne Zusammenarbeit wird es in der Demokratie und im Parlament nicht gehen", schreibt Strolz.

NEOS-Parteijugend sicherte sich schon im März Kurz-Domains
Weiteres pikantes Detail in Zusammenhang mit den angeblichen Anrufen von Kurz: Die JUNOS, die Parteijugend der NEOS, sollen mit dem ÖVP-Minister zusammenarbeiten und einen "pinken Putsch" vorbereitet haben. Untermauert werden die Gerüchte durch die Tatsache, dass sich die JUNOS bereits im März die Internet-Domains "listekurz.at" und "liste-kurz.at" gesichert haben.

Allerdings sprach Douglas Hoyos von den JUNOS gegenüber von einem "Witz". "Wir besitzen alle möglichen Domains. Auch bei der Bundespräsidentschaftswahl haben wir das getan. Also ein Putsch ist nicht geplant", so Hoyos gegenüber dem "Kurier".

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