Die Unachtsamkeit eines 17-jährigen Fahrneulings kostete einen 32-jährigen Rennradfahrer aus Neumarkt im Hausruckkreis in Eschenau das Leben - wir berichteten bereits kurz. Der Bursch hatte den Sportler übersehen und von hinten gerammt. In Heiligenberg, wo der Verstorbene Kapellmeister war, reagiert man geschockt.
Der tödliche Unfall passierte um 17.15 Uhr am sogenannten Haslinger Hügel, einer bei Radsportlern als Trainingsberg beliebten Anhöhe bei Eschenau am Hausruck. Der 17-Jährige aus Neukirchen am Walde kam - laut Polizeibericht vermutlich aus Unachtsamkeit - mit seinem grauen Opel Meriva rechts von der Fahrbahn ab und auf das Straßenbankett. Der Fahrneuling lenkte den Kleinwagen zurück auf die Fahrbahn und übersah dabei den vor ihm fahrenden Rennradler Wolfgang H. aus Neumarkt im Hausruck.
Der Radler wurde gegen das Auto geschleudert
Der Sportler wurde bei dem Anprall frontal erfasst und gegen die Windschutzscheibe und von dort auf das Wagendach geschleudert. H. stürzte in die angrenzende Wiese, wo er seinen Verletzungen erlag. Die Staatsanwaltschaft Wels ordnete eine Obduktion an und ließ das Rennrad sicherstellen. Der 17-Jährige war so geschockt, dass sich eine Einvernahme schwierig gestaltete. Er wird wegen fahrlässiger Tötung angezeigt werden.
Heiligenberg trauert um beliebten Kapellmeister
Wolfgang H. unterrichtete an der Landesmusikschule in Neumarkt Saxofon, Klarinette, Musikkunde und war seit 2009 in Heiligenberg als Kapellmeister tätig. Bürgermeister Manfred Haslehner, der selbst im Verein Tuba spielt: "Wir alle sind massivst betroffen, ein jeder ist richtig geschockt. Der Wolfgang war ein ganz ein toller Mensch und für unseren Musikverein ganz wichtig. Sie müssen sich vorstellen, wir haben uns ja wegen der Proben oft dreimal in der Woche gesehen."
"Unachtsamkeit ist die Hauptursache für Unfälle", so Verkehrspsychologin Bettina Schützhofer vom Institut "sicher unterwegs" im Interview.
"Krone": Der junge Unfallverursacher war abgelenkt.
Bettina Schützhofer: Das ist keine große Überraschung. Unaufmerksamkeit ist mittlerweile die Unfallursache Nummer Eins. 38 Prozent aller Unfälle kommen dadurch zustande, das zeigt uns die Auswertung des polizeilichen Unfalldaten-Managements durch die Statistik Austria.
"Krone": Ist diese Unachtsamkeit ein Phänomen, das vor allem junge Lenker betrifft?
Schützhofer: Nein, überhaupt nicht. Jeder Verkehrsteilnehmer ist davon betroffen, egal ob Fußgänger oder Fahrer, jung oder alt. Die meisten von uns tun sich mit Multitasking schwer.
"Krone": Also zum Beispiel mit dem Telefonieren am Steuer.
Schützhofer: Man muss ohnehin schon das Fahrzeug beherrschen und den Verkehrsraum überwachen. Wenn noch eine dritte Tätigkeit dazu kommt, ist das Blindflug.
"Krone": Der junge Todeslenker war schwerst geschockt.
Schützhofer: In solchen Fällen ist eine professionelle psychologische Betreuung gut.
"Krone": Muss er auch zum Verkehrspsychologen?
Schützhofer: Nein, das ist nur bei Delikten wie massiver Tempoüberschreitung in der Probezeit oder Alkohol und Drogen am Steuer vorgeschrieben.
Christoph Gantner, Kronen Zeitung
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