Regensburger Straße 6 in Enns: Gestern Nachmittag wirkte am Wozabal-Gelände alles so, als ob nichts geschehen sei. Dabei war Stunden zuvor bei sechs Firmen des Wäschereinigers Insolvenz angemeldet worden. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 104 Millionen Euro. Der Betrieb läuft weiter, eine Sanierung ist geplant.
"Ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft des Unternehmens betrifft", sagte Christian Wozabal gestern. Rund sechs Stunden, nachdem die Hiobsbotschaft, dass sechs Firmen des Wäschereinigers pleite sind, bekannt wurde, gab der Firmenchef eine Pressekonferenz in der Zentrale in Enns und blickte dabei betont positiv nach vorne.
17 Millionen pro Jahr
Die finanziellen Probleme des Traditionsunternehmens waren seit Wochen bekannt: zu hohe Investitionen in der Vergangenheit, technische Probleme, die für Zusatzkosten sorgten. Letztlich hätte Wozabal jährlich 17 Millionen Euro zurückzahlen müssen. Eine weitere Krediterhöhung lehnten die drei Hausbanken ab, nachdem der 46-Jährige ein fix-fertiges Übernahmekonzept über den Haufen geworfen hatte. Wozabal sieht das anders, will durch das Abwickeln des Sanierungsverfahren einen Neustart schaffen.
Masseverwalter am Wort
Wie es genau weitergeht, ist offen. Wozabal will die sechs Firmen sanieren, der Betrieb soll überall fortgeführt werden. Seit gestern sind an den Standorten in Enns, Linz, Lenzing und Rankweil die Masseverwalter am Wort, sie werden in den nächsten Tagen und Wochen eine Übersicht über die Situation gewinnen und dann die Weichen stellen.
Auch Gespag ist Kunde
Die 791 Mitarbeiter plagt die Ungewissheit. Auch viele Pflegeeinrichtungen zittern. Gesamt sind 61 Krankenhäuser und Rehakliniken Kunden von Wozabal, dazu kommen 254 Seniorenheime und 970 Hotel-Betriebe. Beim Kepler-Uni-Klinikum werden zwei Standorte von den Ennsern versorgt, bei der Gespag sind es sechs.
"Nerven bewahren"
Für die Mitarbeiter sind weiter viele Fragen offen. Das beschäftigt sie nun an meisten:
Wozabal gibt sich kämpferisch
"Krone": Herr Wozabal, warum stellten Sie für sechs von neun Firmen der Gruppe nun den Insolvenzantrag?
Christian Wozabal: Mir ist wichtig, dass die Mitarbeiter die Löhne bekommen. Es gab zwar Gespräche wegen Finanzierungen, aber das Risiko war groß, dass im September trotzdem kein Geld fließen kann.
"Krone": Es heißt, dass die Insolvenz verhindert hätte werden können, wenn Sie das fix und fertige Konzept für eine Mehrheitsübernahme nicht verweigert hätten.
Wozabal: Es war kein fertiges Angebot von einem Investor, das vorgelegen ist, sondern im Prinzip eine Treuhandlösung, die ein zu großes Risiko beinhaltet hat, dass es zur Zerschlagung gekommen wäre. Dafür stehe ich nicht zur Verfügung. Es gab kein einziges Angebot.
"Krone": Wie geht’s nun weiter?
Wozabal: Wir haben eine sehr gute Zwischenfinanzierung von vier bis fünf Millionen Euro. Sie ist absolut ausreichend für die nächsten Wochen und Monate. Wir werden die erste Quote selbst leisten können.
"Krone": Wie läuft der Betrieb?
Wozabal: Unsere Lieferfähigkeit ist sogar besser als zuvor. Kein Kunde wird etwas merken.
Barbara Kneidinger, Kronen Zeitung
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