Mit einem Schuldspruch ist am Mittwoch am Landesgericht Innsbruck der Prozess gegen einen 27-jährigen Syrer wegen des Vorwurfs des mehrfachen Mordes zu Ende gegangen. Der Angeklagte wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Ihm war vorgeworfen worden, im Syrienkrieg mindestens 20 verletzte und wehrlose Soldaten der gegnerischen Truppen erschossen zu haben.
Die Verhandlung musste nach Anfällen des Angeklagten zweimal - einmal im Februar und einmal im März diesen Jahres - vertagt werden. Die Geschworenen sprachen den 27-Jährigen am Mittwoch mit fünf zu drei Stimmen schuldig. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Sein Geständnis vor Beamten des Landesamtes für Verfassungsschutz, auf das sich die Anklage gestützt hatte, sei auf einen Übersetzungsfehler des Dolmetschers zurückzuführen, hatte sich der Mann, der sich zu Prozessbeginn nicht schuldig bekannt hatte, verteidigt.
In Flüchtlingsheim mit Morden geprahlt
Der 27-Jährige, der in einem UNO-Flüchtlingslager in Syrien geboren und aufgewachsen ist, war durch Zufall ins Visier von Tiroler Ermittlern geraten. Er hatte laut Anklage einem anderen Flüchtling erzählt, dass er als Mitglied der "Faruq-Brigaden" - einer Rebellenorganisation im syrischen Bürgerkrieg - in den Jahren 2013 und 2014 nach Häuserkämpfen in den Städten Al-Khalidiyah und Homs mindestens 20 verletzte und wehrlose Soldaten der Armee von Machthaber Bashar al-Assad erschossen habe.
Dass die Kriegswirren in Syrien überhaupt Einzug das Innsbrucker Landesgerichtes hielten, liegt an einem internationalen Abkommen zur Terrorismusbekämpfung. Mit diesem will man verhindern, dass politische Morde ungeahndet bleiben, wenn es einem Verdächtigen gelingt, sich ins Ausland abzusetzen. Da der 27-Jährige nicht in das kriegsführende Syrien ausgeliefert werden kann, musste sich der Mann in Tirol vor Gericht verantworten.
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