366 Muslime, darunter ein Dutzend Islamisten und jetzt auch Österreichs gefährlichster Hassprediger aus Graz, Mirsad O., sitzen in der Justizanstalt Josefstadt in Wien in Haft. Neben 374 Katholiken bilden sie den Hauptanteil der Insassen. So sieht die Realität aus.
"Damals war hier keine Spur von Islam", sagt Justizwachekommandant Roland Hrdlicka, während er durch die Gänge zum muslimischen Gebetsraum führt. Hinter jeder Tür, die er öffnet, wiederholen sich die gleichen trostlosen Flure. Vorbei an unzähligen Zellen, leuchtet hinter der nächsten Stahltür das Wort Moschee neben arabischen Schriftzeichen an einer bunt bemalten Wand auf. Gebetsteppiche sind am Boden ausgerollt. Koran-Bücher liegen auf der Fensterbank. Zum Freitagsgebet füllt sich der Raum mit Insassen, betreut durch Dzemal Sibljakovic, erster islamischer Vollzeit-Seelsorger im Gefängnis.
"Gefährdung ist unbestritten"
Seit 34 Jahren ist Hrdlicka im Gefängnis, hat den berüchtigten Geldwäscher-Ausbruch erlebt. Doch auch für ihn ist der hohe Anteil an Muslimen relativ neu. "Mit ihnen haben wir keine Probleme", sagt der Kommandant. Anders sieht es mit den extremen Personen aus - wie es sie überall gibt. Ein Dutzend Islamisten ist in der Justizanstalt. "Eine Gefährdung ist unbestritten", leugnet Hrdlicka nicht.
Hassprediger nach Wien verlegt
"Jetzt haben wir den Oberprediger aus Graz, der zu 20 Jahren verurteilt wurde, bekommen. Natürlich ist es eine Herausforderung, dafür zu sorgen, dass so jemand nicht die anderen Insassen gefährdet", sagt Hrdlicka. Mirsad O. wurde wegen "Platzproblemen" verlegt, und das wird er wohl in Zukunft öfters.
Wo bringt man so jemanden unter? "Wir beraten uns mit dem Verein Derad und dem Bundesamt für Verfassungsschutz", so der Kommandant. Es werde empfohlen, solche Personen mit Insassen ab 50 oder jenen, die nicht seine Sprache verstehen, unterzubringen.
Rund 1100 Insassen
Letztlich muss die Justizwache "ein hohes Augenmerk auf sie legen" sowie auf zig andere Dinge bei einer Belegung mit 1100 Insassen: keine Serben zu Schwarzafrikanern, die mögen einander nicht. Essen für alle Gruppen. Für Muslime kocht man dann Rindsbraten statt Wiener Schnitzel. Auf der Seite der Beamten gibt es erst zwei Muslime. "Der türkische Kollege kann top auf bestimmte Insassen eingehen", begrüßt die Justizwache die Unterstützung.
Maida Dedagic, Kronen Zeitung
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