Pädagoge verurteilt

Bewährungsstrafe nach elffachem Kindesmissbrauch

Österreich
12.08.2017 08:11

Mildes Urteil für einen 25 Jahre alten Salzburger Kindergartenpädagogen wegen elffachen Kindesmissbrauchs: Der Angeklagte wurde am Freitag zu 18 Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt. Der Beschuldigte hatte sich an sieben Kindern vergangen, an einigen von ihnen mehrfach. Geschehen waren die Übergriffe großteils im Kindergarten. Ende Oktober 2016 stellte sich der Salzburger bei der Polizei und machte eine Selbstanzeige. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Schöffensenat unter Vorsitz von Richter Christian Ureutz sprach auch ein Berufsverbot gegen den 25-Jährigen aus. Das heißt, dass der Verurteilte - er ist derzeit im Handel beschäftigt - nicht mehr eine Tätigkeit mit Kindern annehmen darf. Weiters ordnete das Gericht eine psychotherapeutische Behandlung an.

Die verhängte Strafe war der Staatsanwaltschaft Salzburg allerdings zu niedrig, hieß es am Freitagnachmittag. Mittlerweile wurde Berufung angemeldet und eine höhere Strafe angestrebt.

Opfer großteils zwischen drei und fünf Jahre alt
Zu dem teils schweren sexuellen Missbrauch von Mädchen und Buben kam es laut dem Staatsanwalt vorwiegend zwischen Jänner und Oktober 2014 im Flachgau. In diesem Zeitraum war der Mann bereits ausgebildeter Kindergartenpädagoge. Die Opfer waren großteils drei bis fünf Jahre alt. Zwei der Kinder wurden schwer sexuell missbraucht, an ihnen wurden dem Beischlaf gleichzusetzende Handlungen vorgenommen.

Der Salzburger hatte bereits während seiner Ausbildung im Kindergartenjahr 2010/2011 ein Mädchen missbraucht. Als er dann 2013 seinen Zivildienst absolvierte, kam es zudem zu einem sexuellen Übergriff auf ein zehnjähriges Mädchen.

Ermittlungen schon vor zweieinhalb Jahren - von Gutachten entlastet
Gegen den Angeklagten war schon vor zweieinhalb Jahren ermittelt worden. Es tauchten Vorwürfe auf, er habe im Kindergarten ein fünfjähriges Mädchen im Intimbereich berührt. Der Mann leugnete damals noch die Tat, wurde aber vom Dienst freigestellt. Die Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren schließlich ein. Zwei Gutachten hatten den Pädagogen entlastet, die Suspendierung des Kindergärtners wurde nach rund vier Monaten wieder aufgehoben.

Ende Oktober 2016 suchte der Salzburger von sich aus die Kriminalpolizei auf und zeigte sich selbst an. Er habe nicht nur den Vorfall mit dem fünfjährigen Mädchen zugegeben, sondern "sämtliche Übergriffe eingestanden", sagte der Staatsanwalt, der dem Beschuldigten auch Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses vorgeworfen hatte.

(Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER (Symbolbild))

"Mit mir läuft etwas falsch"
Der Angeklagte schilderte dem vorsitzenden Richter, dass er wegen seines schlechten Gewissens seinen Kollegen und auch den betroffenen Kindern gegenüber beschlossen habe, "alles auf den Tisch zu legen, ein für alle Mal". Er kündigte im Herbst 2016 seinen Job. "Eine Arbeit mit Kindern geht nicht mehr, ich muss mich selber vor mir schützen. Mit mir läuft etwas falsch", gestand der 25-Jährige reumütig ein. "Alle Vorwürfe stimmen. Ich trage alle Konsequenzen, die sich daraus ergeben."

Sein Mandant habe mit der Lebenslüge nicht mehr weitermachen wollen, so Verteidiger Hellmut Prankl. "Er begab sich unmittelbar danach in psychologische Behandlung, die jetzt noch andauert." Der Salzburger habe sehr an sich gearbeitet und eine zweite Chance verdient.

(Bild: thinkstockphotos.de (Symbolbild))

Eltern berichteten über die Folgen des Missbrauchs
Eltern von betroffenen Kindern schilderten am Freitag die Folgewirkungen der Tat. Sie berichteten von Schlafstörungen ihrer Kinder, ein Bub will sich seither auch nicht mehr von seinem Vater berühren lassen. "Er kann sich auch nicht vor anderen Umziehen, er sperrt sich im Klo ein", sagte ein Zeuge. Eine Mutter erzählte, ihre Tochter wollte nicht mehr in den Kindergarten gehen, das Duschen vor anderen sei ihr peinlich gewesen. Eine andere Mutter wandte sich schließlich an das Kinderschutzzentrum.

Einige Opfervertreter haben Schadensersatzansprüche in Höhe von 1000 und 5000 Euro gestellt. Der Verteidiger hat einige Teilschmerzensbeträge anerkannt.

Kurz fordert härtere Strafen
Bestürzt auf den Fall reagierte ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Der Außenminister forderte gleichzeitig eine härtere Gangart bei Sexualverbrechen. "Wir müssen die Gesetze bei Gewalt und Sexualstraftaten anpassen, die derzeitigen Strafen sind zu niedrig", schrieb er auf Twitter.

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