Kaum waren die Aufräumarbeiten angelaufen, ist es in der Nacht auf Sonntag zu neuerlichen Unwettern in weiten Teilen Österreichs gekommen. Die Schäden fallen nach Angaben von Einsatzkräften dabei noch deutlich schwerer aus als in der Nacht zuvor. Vor allem aus der Steiermark, aber auch aus Tirol, Salzburg und Kärnten wurden Großeinsätze gemeldet. Dramatischen Bilder aus weiten Teilen des Landes zeigen das Ausmaß der Katastrophe.
Im steirischen Oberwölz im Bezirk Murau mussten erneut Häuser evakuiert werden, Bäche traten wieder über die Ufer und Hänge rutschten ab. Im Laufe des Sonntagnachmittags verschärfte sich die Situation weiter, gegen 17 Uhr wurde mit der sofortigen Evakuierung der Schöttlbach-Siedlung begonnen. Die Bewohner eines Altersheimes mussten vom Erdgeschoß in die oberen Stockwerke verlegt werden. Der Pegel des Schöttlbachs stieg massiv an, da sich das Bachbett mit Anlandungen stark angefüllt hatte.
In Knittelfeld im Bezirk Murtal rettete die Feuerwehr Menschen aus einem weggeschwemmten Pkw. Flatschach und Kobenz wurden zum Katastrophengebiet erklärt. Der Ortskern von Öblarn im Bezirk Liezen wurde überflutet.
Bilder aus den Bezirken Murtal und Liezen:
Landeshauptmann: "Müssen jetzt zusammenhalten"
Die steirischen Feuerwehren standen die ganze Nacht über zu Hunderten im Einsatz. Die meisten überfluteten Straßen wurden von den Helfern binnen weniger Stunden wieder freigeräumt. Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) bedankte sich bei "allen, die anpacken und helfen, die Unwetterschäden zu beseitigen. In diesen schweren Stunden müssen wir mehr denn je zusammenhalten."
Der Landeshauptmann und sein Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) erklärten, es sei "jetzt wichtig, rasch zu handeln und die Menschen in ihrem Leid nicht allein zu lassen". Man habe bereits mit Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) über finanzielle Hilfen gesprochen.
Sölkpassstraße komplett weggerissen, Wanderer vermisst
Die Sölkpassstraße ist auf einer Länge von zumindest 100 Metern komplett weggerissen und wird laut Einsatzkräfte-Sprecher Christoph Schlüßlmayr wohl erst im kommenden Jahr repariert und wieder befahrbar sein.
Außerdem war Sonntagvormittag ein Wanderer am Sölkpass vermisst worden - der Großteil einer Wandergruppe war mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht worden, von einem Mann fehlte am Sonntag noch jede Spur. Am Nachmittag konnte der Mann von der Bergrettung unverletzt geborgen werden. Im Donnersbachwald sitzen indes rund 400 Touristen fest.
Murenabgänge und Überschwemmungen in Tirol
Heftige Unwetter mit Starkregen und Hagel sind am Samstagabend auch über Tirol gezogen. Die Feuerwehren mussten auch hier zu zahlreichen Einsätzen wegen Vermurungen, Hangrutschungen und überfluteter Keller ausrücken. Besonders betroffen waren das Ziller-, Wipp- und Stubaital sowie Osttirol.
Schürzenjäger-Konzert fiel ins Wasser
Zudem fiel das Open Air der Zillertaler Schürzenjäger in Finkenberg dem Unwetter zum Opfer. Das Gelände musste geräumt werden, nachdem eine heftige Gewitterfront über den Veranstaltungsort gezogen war. Verletzt wurde niemand.
Erneut schwere Gewitter in Salzburger Gebirgsgauen
In den Salzburg Gebirgsgauen kam es in der Nacht ebenfalls zu schweren und zum Teil noch heftigeren Gewittern als in der Nacht zuvor. Nach Murenabgängen sind Obertauern und Teile von Großarl nicht erreichbar. Die Feuerwehren rückten zu rund 100 Einsätzen im Pinzgau, Pongau und Lungau aus. Die Katschberg-Bundesstraße und die Großarler Landesstraße bleiben bis auf Weiteres gesperrt.
Video: Murenabgang in St. Johann im Pongau
Bilder aus den Salzburger Gebirgsgauen:
Felsen stürzen auf Packer Straße
Im Kärntner Twimbergergraben gab es einen Felssturz: Ein etwa 50 Zentimeter großer Steinbrocken donnerte auf die Packer Straße (B70). Ein 47-jähriger Deutscher konnte mit seinem Wagen nicht rechtzeitig anhalten und fuhr über einige kleinere Felsstücke, sein Auto musste abgeschleppt werden, die Straßenmeisterei räumte die Fahrbahn binnen kurzer Zeit. Schwere Regenfälle hatten den Felsen in der Gemeinde Wolfsberg gelöst. Die Feuerwehren rückten auch in St. Margarethen im Lavanttal zu Unwetter-Einsätzen aus.
In der Gemeinde Großkirchheim im Bezirk Spittal an der Drau ist in einer wasserführenden Rinne eine Mure abgegangen, die einen Güterweg in etwa 1400 Metern Seehöhe an zwei Stellen verlegte und wegriss. Einige Menschen auf der Gradenalm können von dort nicht weg, bis der Weg repariert ist.
77-Jähriger von Blitz getroffen
Im Innviertel in Oberösterreich kam es am Sonntagvormittag zu einem dramatischen Zwischenfall: Ein 77-Jähriger wurde beim Spaziergehen vom Blitz getroffen - für ihn kam jede Hilfe zu spät.
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