Frau von IS-Mann:

„Ein Psycho, aber er hatte Angst vor eigenem Blut“

Österreich
13.09.2016 16:20

Die Sondereinheit Cobra hat - wie berichtet - im niederösterreichischen Baden einen Terrorverdächtigen festgenommen. Dem 25-Jährigen, der gemeinsam mit seiner Frau in einer Wohnung lebt, werden Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat und Terrorfinanzierung vorgeworfen. Wegen dringenden Tatverdachts sitzt er in Untersuchungshaft. Seine Frau sagt nun im Gespräch mit krone.at: "Er ist ein Psycho", dem aber schon der Anblick des eigenen Bluts "Angst gemacht" habe.

Gemeinsam mit seiner Frau Sali S. lebte der Tschetschene mit belgischer Staatsbürgerschaft relativ zurückgezogen. Die beiden lernten sich über Skype kennen, woraufhin er zu ihr nach Österreich zog. Obwohl die Familie des Belgiers gegen eine Heirat war, ließen sich der 25-Jährige und seine elf Jahre ältere Frau von einem Imam trauen. Während der Mann, wegen fehlender Deutschkenntnisse und ohne Aussicht auf einen Job, den größten Teil seiner Zeit zu Hause verbrachte, hielt Sali S. sich und ihren Mann mit einer Teilzeitbeschäftigung über Wasser.

Baden: der mutmaßliche IS-Terrorist (25, links) mit seiner Ehefrau (36) (Bild: privat)
Baden: der mutmaßliche IS-Terrorist (25, links) mit seiner Ehefrau (36)

Zwischen Schleier und Jeans
Der Einzige, der sich jetzt gegenüber krone.tv vor der Kamera zu seiner Nachbarin und deren Ehemann äußern wollte, ist Wolfgang A. Er sagt: Weder habe der 25-Jährige mit dem Zünden von Sprengstoff gedroht, noch sei die Ehefrau "total verschleiert" gewesen.

Sali S. selbst bevorzuge einen westlichen Kleidungsstil, bloß unter gewissen Umständen würde sie ein Kopftuch tragen, sagt sie: "Wenn ich meine tschetschenischen Freunde treffe, habe ich keine Lust auf Diskussionen." Sie würden nicht verstehen, wenn sie keinen Schleier trage.

"Alle haben schon die Polizei gerufen"
Den Nachbarn ist das Paar nicht unbekannt: Der 25-jährige Belgier soll mehrfach gewalttätig gegenüber seiner Frau gewesen sein, einmal sei sie von den Bewohnern des Hauses verletzt im Stiegenhaus gefunden worden. Der Mann soll sie die Treppe hinuntergestoßen haben. Ein Nachbar erinnert sich: "Wir alle haben schon einmal die Polizei gerufen." Gewalttaten seien bei dem Paar nicht unüblich gewesen.

Nachbar Wolfgang A. im Interview mit krone.tv (Bild: krone.tv)
Nachbar Wolfgang A. im Interview mit krone.tv

"Er hatte Angst vorm eigenen Blut"
Um sich die Zeit zu vertreiben, verbrachte der Mann viele Stunden im Internet. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung habe den Hinweis bekommen, dass der 25-Jährige einschlägiges Material heruntergeladen haben soll. Aus diesem Grund gab es einen Festnahmeantrag der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt. Dem jungen Belgier wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und Terrorfinanzierung vorgeworfen. Außerdem soll er mit dem Islamischen Staat (IS) in Kontakt stehen.

"Er wollte kämpfen. Für etwas stehen. Ein Held sein. Aber schon der Anblick des eigenen Bluts, als er sich in den Finger geschnitten hat, machte ihm Angst", sagt Sali S., die seit Tagen weder schlafen noch essen kann. Es war ihr Computer, den die Ermittler beschlagnahmt haben und nun auswerten. Der Belgier soll unter anderem Bombenpläne heruntergeladen haben, Pläne für Molotowcocktails. Davon will Sali S. nichts gewusst haben. Sie meint: "Er konnte nicht einmal die Tür reparieren!"

"Er ist ein Psycho"
Trotzdem steht Sali S. zu ihrem Mann. Er sei "ein Psycho" und benötige dringend ärztliche Hilfe. Gleich mehrere Behandlungen hätten bei ihm aus Kostengründen nie durchgeführt werden können. Die Ermittlungen gegen den Belgier laufen noch. Wie der 25-Jährige genau mit der Terrormiliz IS in Verbindung steht und ob er noch eine gemeinsame Zukunft mit Sali S. hat, bleibt offen.

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