Seine Worte haben Gewicht, seine Meinung ist gefragter denn je: Der türkischstämmige Ex-Bundesrat Efgani Dönmez warnt vor einer Verschärfung des Konflikts mit der Türkei. Im Interview mit der "Krone" sagt er: "Österreich muss ganz entschieden gegen diese Umtriebe vorgehen." Sorgen bereitet ihm auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan: "Natürlich unterstützt er islamische Terroristen!"
"Krone": Sie sind ein scharfer Kritiker der Politik von Präsident Erdogan. In welche Richtung steuert das Land?
Efgani Dönmez: Die Türkei steuert in einen autoritär-sunnitisch dominierten Gottesstaat und wird wahrscheinlich den letzten Kräften, die eine aufgeschlossene Einstellung haben, den Garaus machen. Ich weiß, dass viele Menschen, die eine aufgeklärte Haltung haben, aus der Türkei hinauswollen, weil es dort kaum mehr Luft zum Atmen gibt.
Sie haben Belege dafür, dass der türkische Präsident den islamistischen Terrorismus unterstützt.
Es ist erwiesen, dass die Türkei Rückzugsraum für Terrorgruppen ist und diese in Form von Waffenlieferungen unterstützt hat. Die europäischen Dschihadisten sind über die Türkei nach Syrien eingesickert. Natürlich unterstützt er Terroristen.
Türkische Politiker versuchen derzeit, mit Auftritten ihre Anhänger in Österreich zu mobilisieren. Müsste man das nicht verbieten?
Grundsätzlich ja. Aber der jetzige Zeitpunkt ist nicht der richtige, weil es der Erdogan-Partei in die Hände spielen würde. Sie begibt sich in die Opferrolle, was zu einer zusätzlichen Mobilisierung führen würde.
Zeigt die österreichische Regierung in der Türkei-Frage genug Entschlossenheit?
Nein! Entschlossenheit würde für mich bedeuten, dass ich einmal in der eigenen Partei darauf achte, wen ich ins Boot hole. Alleine an diesem Gradmesser erkenne ich, dass ein starker Wille nicht gegeben ist. Wenn Leute aus dem islamistischen Umfeld etwa im Wirtschaftsbund oder im Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband andocken und das als Integration oder Toleranz vermarkten, sieht man, wie ernst die Bestrebungen der Politik sind. Ich nenne das Doppelbödigkeit.
Wie groß ist die Anhängerschar Erdogans bei uns?
Von den etwa 90.000 in Österreich wahlberechtigten Türken haben bei der letzten Parlamentswahl 9500 abgestimmt. Etwa 7500 haben Erdogans Partei gewählt. Damals hat die Partei erkannt, dass die Mobilisierung nicht gut war. Jetzt hat man die Strategie geändert und setzt auf Denunzierung.
Sie selbst werden von der Türkei beobachtet. Was würde passieren, wenn Sie in Ihr Heimatland einreisen?
Ich würde in einer Zelle sitzen und bin auf der Abschussliste weit oben. Das ist mir angedeutet worden, deshalb stehe ich auch temporär unter Polizeischutz.
Werden Sie auch bedroht?
Ja, über die sozialen Medien. Aber das ist mir egal. Das beeindruckt mich nicht.
Haben Sie Angst?
Natürlich ist es ungut und man muss Vorkehrungen treffen. Aber ich werde sicher nicht in die Knie gehen.
Interview: Robert Loy, Kronen Zeitung
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