Gangbetten sind "in jedem Land in Zentraleuropa anzufinden" - das sagt Udo Janßen, der Chef des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV). Und damit ist das Thema für ihn erledigt. Für die "Krone" ist es das nicht. Wir stellten dem KAV fünf brennende Fragen. Die Antworten sind für alle Wiener enttäuschend.
Warum müssen die Patienten so leiden? Wer derzeit durch die Kliniken geht, wird überall auf Gangbetten stoßen. Darin liegen verängstigte, schwer kranke, empörte Patienten, die oft nur per Handglocke Hilfe holen können (siehe auch Foto oben). Die "Krone" stellte dem KAV fünf Fragen:
KAV-Sprecher Ralph Luger: "Es gibt hierzu die interne Entscheidung, keine Zahlen zu kommunizieren, da solche Zahlen nur Momentaufnahmen wären und daher nicht aussagekräftig." Kurzum: Die Zahlen bleiben geheim.
Luger: "Selbstverständlich werden im KAV alle Maßnahmen ausgeschöpft, die Anzahl von Gangbetten in dieser Situation so gering wie möglich zu halten. Es werden Mitarbeiter aus dem Urlaub geholt, Stationen interdisziplinär belegt, und beim Entlassungsmanagement wird besonders darauf geachtet, ob Patienten in andere Einrichtungen - etwa geriatrische Einrichtungen - verlegt werden können. Zudem kooperiert der KAV mit anderen Spitälern, deren Kapazitäten aktuell jedoch auch an ihre Grenzen stoßen."
Nani Kauer, eine weitere Pressesprecherin des Krankenanstaltenverbundes: "Entschädigungen sind nicht vorgesehen." Wer auf dem Gang vor sich hinleiden muss, hat also Pech gehabt. Auch auf eine Entschuldigung durch KAV-Boss Janßen müssen sie wohl länger warten.
Dazu sagt der Verbund: "Kann man nicht beantworten, Krankenstände ändern sich täglich, Personal wird wegen der angespannten Lage aus dem Urlaub zurückgeholt." Nicht sehr beruhigend, dass selbst der KAV nicht sagen kann oder will, wie viele Ärzte derzeit nicht greifbar sind.
Nani Kauer: "Das ist eine absurde Fragestellung und fast schon böswillige Behauptung, ich hoffe, Sie unterstellen Ärzten und Pflegern so etwas nicht wirklich." Anmerkung der Redaktion: Zumindest den Ärzten und Pflegern unterstellen wir das mit Sicherheit nicht.
"Er ist längst rücktrittsreif"
Teure Berater, delegierte Aufgaben, desaströse Kritik vom Rechnungshof und jetzt auch noch die Gangbetten. Nicht nur die Patienten sind empört über die Politik des Krankenanstaltenverbund-Chefs Udo Janßen, auch FPÖ und ÖVP lassen kein gutes Haar am Spitäler-Boss: Fazit: Der deutsche Manager sei "rücktrittsreif".
"Allein die Tatsache, dass man in den Wienern Spitälern auf die jährliche Grippewelle nicht vorbereitet war, es dadurch wieder zu elendslangen Ambulanzwartezeiten gekommen ist und zahlreiche Patienten auf den Spitalsgängen versorgt werden mussten, zeigt deutlich, dass das bestehende Management ahnungs- und orientierungslos agiert", ist Vizebürgermeister Johann Gudenus (FPÖ) empört. "Es ist an der Zeit, das Management des KAV endlich auszutauschen, bevor die medizinische Situation endgültig eskaliert!"
Ähnlich sieht das ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel: "Wenn Bürgermeister Michael Häupl demnächst das überforderte Regierungspersonal austauscht, darf er nicht darauf vergessen, auch den KAV-Generaldirektor Janßen auszutauschen." Zusatz: "Spätestens seit seinem Sozialwohnungsmissbrauch ist der Direktor rücktrittsreif. Aber auch die 'Maulkorberlässe' für Ärzte haben klargemacht, dass Janßen völlig ungeeignet ist, einen Betrieb mit 30.000 Mitarbeitern zu führen."
Michael Pommer, Kronen Zeitung
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