Ein Jahr nach Beginn der Asylkrise sieht Nahost-Expertin Karin Kneissl im "Krone"-Talk mit Moderator Gerhard Koller "eine Ernüchterung eingetreten, die zu erwarten war". Angesprochen auf den Syrien-Feldzug der Türkei und die zunehmenden Konflikte zwischen Türken und Kurden, warnt Kneissl vor einem "Import der Konfilkte": "Dass innerhalb europäischer Großstädte Gangs importierte Konflikte austragen, davon kann jeder Polizist ein Lied singen."
"Viele in Österreich und Deutschland sind damals aus ihrer wohlbehüteten Welt herausgefallen und haben gemeint, sie müssten jetzt die Welt retten", so Kneissl über den Beginn der Flüchtlingskrise im Spätsommer des vergangenen Jahres. Man hätte das Ganze mit mehr Vernunft und weniger Leidenschaft angehen müssen: "Diese Sogwirkung, die diese Verletzung von europäischem Vertragsrecht durch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erzeugt hat, das hat schon sehr viel losgetreten."
Was die derzeitige Situation betrifft, meint Kneissl, dass Italien noch weiter in den Fokus der Asylkrise rücken wird. "Italien war in den letzten Jahren schon immer ein Durchgangsland, nur wenige wollen dort bleiben." Die Regierung in Rom habe sich daher keine Sorgen gemacht. "Heute haben wir aber eine andere Situation durch die Rückweisungen an der deutschen Grenze", so die Nahost-Expertin.
"Zuwanderung aus Afrika wird zunehmen"
Nicht nur aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten, sondern auch aus Afrika zieht es immer mehr Menschen nach Europa, wie Kneissl am Beispiel Angola erläutert: "Dort hat nach dem Bürgerkrieg ein Öl-Boom eingesetzt, der dazu führte, das mehr Europäer nach Angola gekommen sind, als Angolaner in Richtung Europa. Mit dem niedrigen Ölpreis ziehen die Investoren weiter - ohne nachhaltig Arbeitsplätze geschaffen zu haben."
Junge Männer, die dort etwa im Bergbau gearbeitet hatten, ziehe es jetzt nach Europa, so Kneissl. Da es aber mit Staaten wie Angola oder Mosambik keine Rückführungsabkommen gebe, sei die Problematik vorprogrammiert. "Auch in Nigeria will jeder zweite Mensch zwischen 15 und 30 das Land verlassen. Ähnliche Umfragen gibt es aus dem Senegal und Ghana."
"Importierte Konflikte" auf Österreichs Straßen
Ein weiteres Problem würden der Feldzug der Türkei in Syrien und die zunehmenden Konflikte zwischen Türken und Kurden darstellen. Kneissl: "Bereits im Jahr 1999 kam es in Wien wie auch in Berlin und anderen deutschen Städten zu regelrechten Straßenschlachten. Die Polizei war teilweise überfordert." Hier habe ein Import von Stellvertreterkriegen aus anderen Regionen oder auch religiösen Konflikten wie etwa zwischen Muslimen begonnen: "Dass innerhalb europäischer Großstädte Gangs importierte Konflikte austragen, davon kann jeder Polizist ein Lied singen."
Video: Aida-Gastgarten bei Kurden-Demo in Wiener City verwüstet
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