Das schwere Erdbeben in der Ägäis Freitagfrüh hat auch rund 2500 österreichische Touristen aus dem Schlaf gerissen (siehe auch Videobericht oben). Die griechische Sonneninsel Kos ist eine der Lieblingsdestinationen der rot-weiß-roten Sommerurlauber. "Es war gruselig. Überall im Hotel sind Risse", berichten heimische Landsleute im "Krone"-Gespräch zur dramatischen Bebennacht.
"Mein Bett ist durch die Gegend gehüpft, rundherum flogen Gläser zu Boden, ich wusste erst gar nicht, was los war", schilderte die Salzburgerin Vanessa L. (24) die bangen Momente am Freitag kurz nach 1.30 Uhr - die Krankenschwester aus dem Pinzgau und Freundin Sabrina verbrachten wie rund 2500 Landsleute gerade ihren wohlverdienten Sommerurlaub auf der Insel, als es zu dem schweren Erdbeben kam.
"Viele Einheimische und Touristen brachen in Panik aus"
"Vieles im Hotel wurde zerstört, überall Risse in den Wänden und herumliegende Trümmer. Am schlimmsten waren die Nachbeben. Viele Einheimische und Touristen brachen in Panik aus, rannten wild durch die Gegend auf der Suche nach einem sicheren Unterschlupf", so die 24-Jährige. Die restliche Nacht verbrachten die beiden Österreicherinnen mit den anderen Hotelgästen des Michelangelo Resort & Spa in Agios Fokas im Freien.
Auch "OÖ-Krone"-Chef-vom-Dienst Christian Kitzmüller wurde mit seiner Familie Zeuge der nächtlichen Naturgewalt: "Ich habe mich sofort schützend über meinen Sohn gebeugt. Es war gruselig und die Totenstille nach dem Beben war gespenstisch. Zum Glück ist in der Urlaubsanlage Mastichari - rund 17 Kilometer von Kos-Stadt entfernt - niemandem etwas passiert. Die Swimming Pools sind übergelaufen."
Der aus Leonding bei Linz stammende Roland S. (45), der im selben Ressort urlaubt, meinte zu den dramatischen Vorfällen in den frühen Morgenstunden des Freitags: "Ich wurde aus dem Schlaf gerissen und dachte, ich befinde mich auf einem Schiff im Sturm."
An der südlichen Küste von Kos in einer Hotelanlage mit etlichen Bungalows schlummerte der Linzer Berufsfeuerwehrmann Andreas I., als er jäh erwachte: "Man ist total hilflos und erkennt, wie gewaltig die Natur sein kann. Bei uns haben manche Hotelgäste in den Liegen am Pool geschlafen, weil sie Angst hatten, dass der Bungalow nicht hält." Zum Glück wurden keine Österreicher verletzt.
Neben den zahlreichen Touristen halten sich auch rund 500 Flüchtlinge in einem Hotspot auf einem alten Militärgelände in der Nähe des Bergdorfes Pyli, rund 19 Kilometer von Kos-Stadt entfernt, auf. Sie sollen wohlauf sein.
ZAMG-Experte Helmut Hausmann erklärt gegenüber der "Krone" die Tücken von Erdbeben und gibt hilfreiche Tipps, um sich richtig zu schützen.
"Krone": Herr Hausmann, Sie arbeiten in der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien. War das Erdbeben in der Ägäis vorhersehbar?
Helmut Hausmann: Nicht direkt. Jedoch zeigt dieses Gebiet eine besonders hohe Erdbebengefährdung.
Wo und wann kann es als Nächstes beben?
Die Nachbebenaktivität wird Wochen andauern. Ein starkes Nachbeben wäre nicht ungewöhnlich.
Wie sieht es in anderen Lieblingsurlaubsländern der Österreicher aus? Italien? Spanien? Kroatien?
Geringe Gefährdung haben Mallorca, Menorca, Ibiza, Sardinien, Korsika sowie die nördliche Adria. Höhere Gefährdung besteht in der Türkei, Griechenland und Albanien.
Was tun, wenn die Erde wackelt? Gibt es Tipps, um sich zu schützen?
Ruhe bewahren, im Gebäude bleiben, weg von den Fenstern. Nicht ins Freie laufen, da Bauteile herabfallen können. Draußen von Gebäudefassaden und elektrischen Leitungen fernhalten. Schutz findet sich im Hauseingang.
Kronen Zeitung/red
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