"Eintrag blamabel"

Hochhausprojekt: UNESCO setzt Wien auf Rote Liste

Österreich
06.07.2017 11:13

Die Entscheidung ist gefallen und fiel wenig überraschend aus: Die Wiener Altstadt wurde am Donnerstagvormittag vom UNESCO-Welterbekomitee auf die Liste der bedrohten Kulturgüter gesetzt. Anlass dafür ist das Bauprojekt am Heumarkt-Areal. Dort soll mit dem Bau eines 66 Meter hoher Wohnturms begonnen werden, der nach Ansicht der UNESCO das Ensemble der Wiener City beeinträchtigt.

Im Jahr 2001 war der Wiener Innenstadt seitens der UNESCO das Prädikat "Weltkulturerbe" verliehen worden. 16 Jahre später ist nun alles anders: Die Wiener Altstadt landet auf der sogenannten Roten Liste - eine Vorstufe zur möglichen Aberkennung des "Weltkulturerbe"-Titels.

Altstadt verliert "außergewöhnlichen, universellen Wert"
Begründet wird die Entscheidung unter anderem damit, dass die Altstadt durch die "massive städtebauliche Entwicklung der letzten Jahre" ihren "außergewöhnlichen, universellen Wert" verliere, hieß es.

Planungsinstrumente zum Schutz des Gebiets unzureichend
Der Grund ist 66 Meter hoch: So wird am Wiener Heumarkt beim Eislaufverein neben dem Hotel Intercontinental (das ebenfalls neu gebaut wird) ein neues Hochhaus - unter anderem mit Wohneinheiten - errichten. Die Höhe und Kubatur des Hochhausprojekts sei ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen, begründete die UNESCO die Aufnahme in die Rote Liste. Außerdem seien die Stadtplanungsinstrumente zum Schutz des Welterbegebiets unzureichend.

"Eintragung blamabel für Wien und Österreich"
"Die nun erfolgte Eintragung auf die Rote Liste schadet dem Kulturland Österreich, ist blamabel für die Stadt Wien und Österreich. Es zeigt die fehlende Wertschätzung für das selbst ausgewählte Welterbegebiet und auch das Unverständnis für die Bedeutung des Welterbes. Es geht beim Welterbestatus nicht um ein Tourismusranking oder ein Etikett für die touristische Vermarktung, sondern um den langfristigen Erhalt einer außergewöhnlichen Stätte für die Menschheit, für zukünftige Generationen", so Gabriele Eschig, Generalsekretärin der österreichischen UNESCO-Kommission, in einer Aussendung.

Frist bis Februar 2018
Österreich hat nun bis 1. Februar 2018 Zeit, dem Welterbekomitee ein Update über den Erhaltungszustand der Welterbestätte zu übermitteln. Um wieder von der Roten Liste zu kommen, müsste die Stadt Wien das Bauprojekt am Heumarkt so umplanen, dass die von der UNESCO vorgegebene Maximalhöhe von 43 Metern eingehalten wird. Zudem müsste die Stadt verbindliche Planungsinstrumente zum Schutz des Welterbes schaffen. Eine Bewegung der Stadt in die richtige Richtung erscheine ihr allerdings mittlerweile "sehr unwahrscheinlich", so Eschig.

Vassilakou bedauert Entscheidung
Wiens grüne Planungsstadträtin Maria Vassilakou bedauerte am Donnerstagvormittag die Entscheidung der UNESCO, auch wenn diese nicht überraschend gekommen sei, wie sie betonte. Wien werde sich bemühen, dass das historische Zentrum wieder von der Roten Liste genommen wird. "Es ist bedauerlich, dass die Auffassungsunterschiede mit der UNESCO weiter bestehen", sagte die Ressortchefin.

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER, Isay Weinfeld, Sebastian Murr)

Die UNESCO sei "leider" nicht auf den Umstand eingegangen, dass das betreffende Hochhaus überarbeitet wird. Es werde zudem ignoriert, dass es sich beim Heumarkt bereits um einen Hochhausstandort handle und sich in der Umgebung schon andere höhere Hochhäuser befänden. "Und es wird ignoriert, dass mit dem betreffenden Projekt eine wesentliche Verbesserung des öffentlichen Raums erreicht wird. Auch die Kulturinstitution Eislaufverein wird abgesichert", so Vassilakou. Geplant sei jedenfalls, die Bauordnungsnovelle, die demnächst bevorstehe, zu übermitteln und "falsche Informationen zu korrigieren".

Knappe Entscheidung bei Hochhaus-Abstimmung im Juni
Die Entscheidung zur Realisierung bzw. zum Bau des Projekts war Anfang Juni gefallen. Während die SPÖ einstimmig für das Hochhaus stimmte, waren die grünen Koalitionspartner bei diesem Thema zerstritten - in einer internen Abstimmung hatte sich die Parteibasis knapp aber doch gegen das Projekt ausgesprochen. Schlussendlich stimmten 97 Gemeinderatsmandatare ab, 51 sagten Ja zum Hochhaus-Bau, 46 waren dagegen.

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