OGM-Experte meint:

Hofer gewann TV-Duell gegen Van der Bellen

Österreich
21.11.2016 07:16

Das erste von drei TV-Duellen zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer vor der Wiederholung der Hofburg-Stichwahl am 4. Dezember ist am Sonntagabend auf Puls 4 über weite Strecken sachlich und ruhig verlaufen. Erst als es um Untergriffe in den sozialen Netzwerken bzw. darum ging, welcher Kandidat die "schlimmeren" Fans hat, wurde es zum Teil sehr emotional. Van der Bellen zeigte sich schockiert über Hitler-Vergleiche, Hofer wiederum beklagte sich über Beschimpfungen wegen seiner Gehbehinderung. Laut einer OGM-Umfrage gewann Hofer die Debatte.

OGM-Chef Wolfgang Bachmayer präsentierte nach dem Duell die Ergebnisse einer Live-Befragung während der Sendung. Von den 500 befragten Zusehern sahen 49 Prozent Hofer überzeugender als Van der Bellen, 41 Prozent empfanden den Wirtschaftsprofessor als stärker.

Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen (Bild: AP)
Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen

Bei der Frage, wer der bessere Vermittler in Österreich wäre, führte Van der Bellen gegenüber Hofer mit 52 zu 41 Prozent, bei der Frage, wer Österreichs Interessen in der Welt besser vertritt, lag der von den Grünen unterstützte Kandidat mit 49 zu 46 Prozent vor dem FPÖ-Kandidaten.

Hitler-Vergleich vs. Hasspostings
Die Höhepunkte des Duells waren definitiv die Untergriffe in den sozialen Netzwerken: Van der Bellen hielt ein "Taferl" in die Kamera, auf dem eine Twitter-Nachricht der FPÖ Kapfenberg zu sehen war, die Wahlkampffotos von Van der Bellen am Berg mit Hund mit historischen Aufnahmen von Adolf Hitler mit Schäferhund gleichsetzte (siehe unten). "Das finde ich nicht in Ordnung. Das ist fürchterlich", sagte Hofer. Der FPÖ-Kandidat präsentierte umgehend Hasspostings gegen seine Person.

Van der Bellen kritisierte, dass seinem Vater von der FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel - sie war am Sonntagabend als Expertin im Puls-4-Studio geladen - unterstellt worden sei, ein Nazi gewesen zu sein. "Er ist vor 50 Jahren gestorben und kann sich nicht wehren", so der ehemalige Grünen-Bundessprecher. Hofers Replik: "Ganz viele Ihrer Unterstützer bezeichnen mich jetzt als Nazi." Als Beleg dienten zahlreiche FPÖ-Wahlplakate, die mit Hakenkreuzen beschmiert wurden.

Hofer würde seinen Büroleiter nicht in Hofburg mitnehmen
Hofer würde übrigens seinen umstrittenen Büroleiter Rene Schimanek, dem eine rechte Vergangenheit nachgesagt wird, nicht in die Hofburg mitnehmen. Als Kabinettsdirektor nannte Hofer für den Fall seiner Wahl den Diplomaten und früheren Pressesprecher von ÖVP-Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, Johannes Peterlik. "Kreide, Kreide, Kreide", erwiderte Van der Bellen.

(Bild: Puls 4)

Kommentar von Peter Gnam: Beschädigt sind am Ende beide!
Es hat in der Geschichte Österreichs schon arge Wahlkämpfe mit üblen Fouls gegeben, doch was sich diesmal im Kampf zwischen Van der Bellen und Hofer bzw. zwischen den Wahlkampf-Trupps der beiden abspielt, sucht seinesgleichen.

Und schon wieder, wie im Waldheim-Wahlkampf, holt uns die Geschichte ein: Eine zu den Freiheitlichen abgesprungene Ex-ÖVPlerin stellt Van der Bellens Vater in Nazi-Nähe. Der kann sich aber nicht wehren, er ist seit 50 Jahren tot. Auf Straches Facebook-Seiten wird Van der Bellen sinngemäß Vergesslichkeit bis hin zu Demenz unterstellt. Hofer-Plakate wiederum werden mit der Aufschrift "Nazi" beschmiert, der FPÖ-Kandidat wird in fast allen Medien des In- und Auslandes als Nazi-Burschenschafter bzw. Brandstifter verunglimpft und als "Gefahr für Europa" hingestellt.

Das Ende dieser widerlichen Auseinandersetzung ist absehbar: Auf keinen der beiden werden die Österreicher wirklich hören. Dazu ist in dem Wahlkampf zu viel Porzellan zerschlagen worden, auch wenn die beiden nicht für alles verantwortlich gemacht werden können. Wir werden also einen Bundespräsidenten bekommen, der von vornherein beschädigt ist. Und es werden jene Stimmen noch lauter werden, die schon bisher gefordert haben, das Amt wegen seiner Bedeutungslosigkeit abzuschaffen. Ja, und manche werden lästern, dass "so einer" im Monat 25.000 Euro 14-mal im Jahr verdient.

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