Terrorprozess

IS-Heimkehrer (17): “Ich habe nicht gekämpft”

Österreich
13.07.2015 17:16
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist Montag im Wiener Straflandesgericht der Prozess gegen einen mittlerweile 17-Jährigen eröffnet worden, der in Syrien für den Islamischen Staat gekämpft haben soll. Im März war der nun angeblich geläuterte Islamist nach Österreich zurückgekehrt. Der Bursche bekannte sich vor Richterin Alexandra Skrdla teilweise schuldig.

Die Anklage legt dem Lehrling aus Wien Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung, Ausbildung für terroristische Zwecke und Aufforderung zu terroristischen Straftaten zur Last. Dem Burschen droht eine Strafe von bis zu fünf Jahren Haft. Daneben sind von der Anklage auch Sachbeschädigungen und gefährliche Drohungen umfasst, die mit dem Aufenthalt des Burschen im syrischen Bürgerkriegsgebiet nichts zu tun haben.

"Es war wie eine Gehirnwäsche"
Der Beschuldigte, der keinen Migrationshintergrund aufweist, war im Mai 2014 zum Islam konvertiert. Nachdem der Lehrling gehört hatte, dass Muslime in Syrien gefoltert werden, beschloss er im August nach Syrien zu reisen, "um die Geschwister zu beschützen". "Mir wurde eingeredet, als Moslem sei das Geringste, was man tun kann, dorthin zu ziehen", meinte der Bursche. "In ein Kriegsgebiet? Und das wollten Sie?", fragte die Richterin. "Ich hatte keine Vorstellung", meinte der 17-Jährige. "Es war wie eine Gehirnwäsche."

In Syrien angelangt soll der Beschuldigte laut Anklage eine Waffenausbildung in einem Terrorcamp mitgemacht haben. Zwar sei der Bursche laut seinem Anwalt "Mitglied einer terroristischen Vereinigung gewesen", wofür er auch die Verantwortung übernehme. Er habe aber keine Waffenausbildung genossen und nicht an Kampfhandlungen teilgenommen. Bei der Schlacht um die nordsyrische Stadt Kobane wurde er seiner Aussage zufolge vom IS als Rettungsfahrer eingesetzt.

"Waffe genommen, weil es cool ist"
Staatsanwältin Stefanie Schön geht allerdings davon aus, dass der 17-Jährige auch selbst gekämpft hat. Die Anklagebehörde stützt sich dabei auf Beweismaterial, das bei der Auswertung von Kommunikationsdaten zutage trat, die am Handy des Burschen zu finden waren - nicht zuletzt auf Fotos, auf denen der Angeklagte mit Waffen posiert. "Ich habe die Waffe genommen, weil es cool ist", erklärte der Jugendliche vor Gericht. "Ich habe mich hingestellt, aber nichts gemacht." Auch sei von den Terroristen ein gewisser Druck ausgeübt worden. Hinrichtungen habe er nicht gesehen, aber Auspeitschungen hätte er mit ansehen müssen. "Ich bleibe dabei, ich habe nicht gekämpft", so der 17-Jährige.

Anfang Oktober wurde gegen den Jugendlichen dann ein internationaler Haftbefehl erlassen, nachdem über YouTube ein IS-Propagandavideo verbreitet wurde, in dem der Bursche dazu aufrief, Ungläubige "abzuschlachten". Nicht zuletzt unter dem Eindruck von lebensgefährlichen Verletzungen, die er bei einem Bombenangriff auf die IS-Hochburg Rakka erlitt, dürfte er sich schließlich zur Rückkehr nach Wien entschlossen haben. Auch vom IS will er sich abgewendet haben.

Kontakte zu IS-Verdächtigem während U-Haft
"Wie ernsthaft ist die von Ihnen behauptete Abwendung vom IS?", fragte der beisitzende Richter. Denn die Staatsanwältin berichtete in dem Verfahren von Kontakten des Angeklagten mit einem ebenfalls wegen Terrorverdachts einsitzenden Tschetschenen während seiner U-Haft. Der 17-Jährige sei ein Heimkind, das "Zeit seines Lebens nach einer Familie gesucht hat", das sei ein "gefundenes Fressen und Nährboden für Scharlatane" gewesen, sagte sein Anwalt.

Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt, da soll dann auch ein Urteil gefällt werden.

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