"Mit einem toten Grundwehrdiener betreibt man keinen Wahlkampf", heißt es aus dem Verteidigungsministerium deutlich gegenüber krone.at. Hintergrund ist unter anderem eine parlamentarische Anfrage der Grünen, die "eklatante Missstände im Rahmen der Grundausbildung beim Bundesheer" orten. Vergangene Woche war ein 19-jähriger Rekrut im niederösterreichischen Horn nach einem Stationsmarsch gestorben. Wie die Obduktion ergab, starb der junge Wiener aufgrund von Überhitzung.
Zu Beginn hieß es vonseiten des Bundesheeres noch, der junge Mann sei an einer "bakteriellen Infektion" gestorben. Die gesamte Mannschaft der Horner Radetzy-Kaserne wurde vorsichtshalber mit Antibiotika versorgt. Der Verdacht wurde von einem Arzt des Landesklinikums Horn geäußert. Die Staatsanwaltschaft Krems ordnete eine Obduktion der Leiche an. Dabei stellte sich heraus, dass der Garderekrut - Tauglichkeitsstufe acht - an einem Herzstillstand gestorben ist, verursacht durch Überhitzung.
Vorwurf: "Nicht sofort die Rettung gerufen"
In einem Interview mit der Wiener Wochenzeitung "Falter" erklärte der Vater eines Kameraden des Toten, dass sich dieser schon "während des Marsches schlecht gefühlt" habe. Außerdem sei nach seinem Kollaps "nicht sofort die Rettung gerufen worden". Die Grünen brachten daraufhin eine parlamentarische Anfrage ein, in der sie Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil 41 Fragen stellten. Sie orten "eklatante Missstände im Rahmen der Grundausbildung beim Bundesheer".
Doskozil für "völlige Transparenz und lückenlose Aufklärung"
Doskozil verspricht nun "völlige Transparenz und lückenlose Aufklärung", diese seien "oberstes Gebot". Das Bundesheer hat sowohl eine Untersuchungskommission, die die Umstände des tragischen Todesfalls untersucht, als auch eine Sonderkommission, welche sämtliche relevante Ausbildungsvorschriften kontrollieren soll, eingesetzt. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Doskozil betonte, dass "Vorverurteilungen nicht angebracht" seien. Zuerst müsse man alles untersuchen und auf den Tisch legen, erst dann könne man weitere Ableitungen treffen. Zu dem Vorgehen der Grünen hat man im Verteidigungsministerium eine ganz klare Meinung: "Mit einem toten Grundwehrdiener betreibt man keinen Wahlkampf!"
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