Das negative Heumarkt-Urabstimmungsergebnis raubt den Wiener Grünen den Schlaf - nicht nur sprichwörtlich: Für Montagabend - und wohl auch die Nacht - sei ein Krisentreffen einberufen worden, gab Alexander Hirschenhauser, Mitinitiator der grünen Urabstimmung, am Montag bekannt. Der Projektinvestor ließ daraufhin prompt ausrichten, dass die Planungsergebnisse nicht zur Diskussion stünden.
Die Sitzung der Grünen beginnt am späten Nachmittag und dürfte bis in die Nachtstunden dauern. Hirschenhauser - er ist auch Klubobmann der Grünen Innere Stadt - rechnet mit einer langen Debatte. Aus seiner Position machte er einmal mehr keinen Hehl: Die Höhe des Wohnturms, in der aktuellen Planung mit 66 Metern vorgesehen, müsse den Vorgaben der UNESCO entsprechend reduziert werden. Das Gebäude müsste dafür auf 43 Meter gestutzt werden. Dafür den Bau zu verbreitern, geht für Hirschenhauser aber auch nicht: "Dann haben wir das 'Wien-Mitte-Syndrom'", das Bauvolumen müsse einfach insgesamt kleiner werden.
Allerdings: Ganz egal, was in der Krisensitzung der Wiener Grünen am Montag herauskommt, für die Neugestaltung des Heumarkts werden ihre Stimmen im Gemeinderat nicht mehr gebraucht. Denn die NEOS bieten SPÖ und ÖVP - beide sind Befürworter des Projekts - einen Schulterschluss an.
Volksbefragung über Erhalt des Kulturerbes?
Durch die projektierte Turmhöhe droht die UNESCO mit der Aberkennung des Weltkulturerbes. Eine solche will Hirschenhauser verhindern: Abkommen müssten eingehalten werden - es sei denn, "nach einer breiten öffentlichen Diskussion kommt man zum Schluss, dass Wien bzw. die Republik Österreich aus dem Welterbe-Vertrag aussteigen soll". Soll heißen: Eine Volksbefragung über den Erhalt des Kulturerbes für die Innere Stadt kann sich der Projektgegner vorstellen.
Hirschenhauser stellte auch klar, dass ein Rücktritt der grünen Planungsstadträtin Maria Vassilakou - sie hat das Heumarkt-Vorhaben stets befürwortet bzw. vorangetrieben - derzeit nicht im Raum stehe: "Das fordert niemand." Ob sich das ändere, wenn die Ressortchefin den Willen der Basis ignoriert und das Projekt durchzieht? Darüber wolle er jetzt nicht spekulieren, so der City-Klubchef. Vassilakou selbst wollte sich am Montag weiterhin nicht zur Causa äußern.
Projekt kann nicht "über den Haufen geworfen werden"
Der für die Neugestaltung des Heumarkt-Areals zuständige Projektbetreiber Wertinvest ist jedenfalls nicht bereit, die Pläne zu überarbeiten. Die bisherigen, "unter Einhaltung aller demokratischen Spielregeln erzielten gemeinschaftlichen Planungsergebnisse" stünden nicht zur Diskussion, hieß es am Montag in einem schriftlichen Statement von Geschäftsführerin Daniela Enzi.
"Weder die Erkenntnisse des kooperativen Verfahrens noch die Entscheidung des Architekturwettbewerbs und die danach konsensual erfolgte Überarbeitung des Weinfeld-Entwurfs können nachträglich über den Haufen geworfen werden", reagierte Enzi auf das Nein der grünen Basis zur Neugestaltung. Dennoch stehe Wertinvest "weiterhin für jeden seriösen Diskussionsprozess zur Verfügung".
Beim Wiener Eislaufverein zeigt man sich ob der jüngsten Entwicklungen jedenfalls verärgert. Man habe vier Jahre mit Wertinvest verhandelt und ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt, verwies Vereinssprecher Peter Menasse auf die langen Verhandlungen. Es wäre sinnvoller gewesen, die Urabstimmung schon in einem früheren Projektstadium durchzuführen. Nun müsse man abwarten, wie es weitergeht: "Wenn das Projekt stirbt, dann stellt sich die Frage, was die Grünen tun werden, um den Eislaufverein zu unterstützen."
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