Eine Volksschullehrerin sorgt aktuell mit in einem ausführlichen Interview mit dem ORF für Aufsehen. Sie prangert an, dass jeder dritte Schüler ihrem Unterricht nicht folgen könne. Nicht nur mangelnde Deutschkenntnisse, auch das Fernbleiben vom Unterricht sei ein großes Problem: Die Pädagogin fordert daher eine Kürzung der Familienbeihilfe bei unentschuldigten Fehlstunden.
Bei ihrer Klasse handelt es sich leider nicht um einen traurigen Einzelfall: Laut Nationalem Bildungsbericht gehört ein Drittel aller Volksschüler jenen drei Risikogruppen an, die davon bedroht sind, Bildungspotentiale nicht zu realisieren. Betroffen sind vor allem Kinder, deren Eltern einen niedrigen Berufsstatus haben, aus bildungsfernen Haushalten oder die Zuhause nicht Deutsch sprechen.
Sozialarbeiter kaum anwesend
Einem Volksschulkind sollten eigentlich noch alle Chancen im Leben offenstehen - doch Lehrkörper könnten Benachteiligungen leider nicht im Alleingang ausgleichen, schildert die Lehrerin, die anonym bleiben wollte, gegenüber orf.at. Förderkurse würden häufig ersatzlos gestrichen, ein Sozialarbeiter sei nur zwei Stunden in der Woche anwesend und in dieser Zeit nicht für eine einzelne Klasse, sondern für die ganze Schule zuständig.
Problemkinder sind in Österreich geboren
Wer annimmt, dass es sich bei den Sorgenkindern um Flüchlingskinder handeln muss, der irrt: Denn die schwersten Problemfälle seien sogar in Österreich geboren - "alle aus türkischen Familien", erzählt die Lehrerin. Diese Kinder würden bis zum verpflichtenden Kindergartenjahr kaum Deutsch sprechen. Die Sprachkenntnisse seien aber gar nicht das Hauptproblem - die Eltern würden sich zu wenig mit ihrem Nachwuchs beschäftigen und ihn zu wenig fördern. Die Kinder könnten weder mit Schere noch Kleber umgehen, hätten noch nie ein Gesellschaftsspiel gespielt oder noch nie eine Schnecke mit eigenen Augen gesehen. Viele würden kein einziges Buch besitzen.
"Die Mama wollte nicht"
Ein weiteres Problem seien Fehlstunden - die Lehrerin würde dann oft als Begründung "die Mama ist müde" oder "die Mama wollte nicht" hören. Die Lehrerin würde daher ab einer gewissen Anzahl an Fehlstunden - beispielsweise 140 - die Familienbeihilfe streichen.
Lehrerin rät zu Privatschule
"Die guten Schüler und die, die auch von zu Hause gefördert werden, bleiben auf der Strecke", weiß die Lehrerin weiter. Sie rät allen Eltern, die begabte oder "normale" Kinder haben, zum Wechsel zu einer Privatschule - sie selbst könne diesen Kindern unter diesen Umständen nicht mehr bieten.
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