Schwere Unwetter sind in der Nacht auf Freitag über Österreich hinweggezogen: Betroffen war vor allem der Großraum Wien und Niederösterreich, aber auch im Süden des Landes kam es zu heftigen Gewittern mit Tausenden Blitzen und kräftigen Windböen von bis zu 130 km/h. Mehrere Personen wurden durch herabfallende Gegenstände verletzt. In Kärnten starb ein polnischer Motorradfahrer, als er während des Unwetters ausrutschte und in den Gegenverkehr krachte. Aus zahlreichen Landesteilen wurden in der Früh schwere Schäden gemeldet, mehrere Zugstrecken waren unterbrochen. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz.
Auf einem Campingplatz in Möllbrücke wurden laut Kärntner Polizei einige Wohnwägen umgeworfen. Drei Personen, davon ein Kind, wurden von herabfallenden Ästen verletzt. Der Campingplatz musste evakuiert werden.
Das Rote Kreuz war mit zwölf Katastrophenhelfern und weiteren Mitarbeitern des Kriseninterventionsteams vor Ort. Ein Notquartier wurde mit Feldbetten ausgestattet. Laut Hermann Maier von der Landesalarm- und Warnzentrale Kärnten gab es am Donnerstagabend rund 200 Feuerwehreinsätze in Kärnten, vor allem waren die Bezirke Hermagor und Spittal betroffen.
Motorradfahrer stirbt bei Kollision mit Pkw
Im Bezirk Klagenfurt verunglückte ein 48 Jahre alter Pole mit einem Motorrad tödich. Der Biker rutschte während eines Unwetters auf die Gegenfahrbahn und kollidierte mit dem Pkw eines 37-jährigen Klagenfurters.
Über 9000 Blitzeinschläge binnen 24 Stunden
Das Blitzortungssystem ALDIS registrierte von Donnerstag 8 Uhr bis Freitag 8 Uhr 9121 Blitzeinschläge in Österreich. Die blitzreichsten Bundesländer waren Niederösterreich mit 2669, die Steiermark mit 2245 und Oberösterreich mit 1476 Einschlägen. In Niederösterreich waren das die blitzreichsten 24 Stunden dieses Jahres. In allen den anderen Bundesländern gab es heuer schon Tage mit mehr Blitzen. Das Blitzortungssystem von UBIMET registrierte insgesamt 119.385 Blitzentladungen, die meisten mit 45.462 in Niederösterreich, gefolgt von 39.265 in der Steiermark und 13.522 in Kärnten.
Wiener Berufsfeuerwehr im Alarm-Einsatz
In Wien löste die Berufsfeuerwehr gegen 22 Uhr erhöhte Einsatzbereitschaft aus, diese blieb bis Mitternacht aufrecht. Immer wieder waren Bäume oder Äste auf Fahrzeuge gestürzt. In der Leopoldstadt in der Lusthausstraße im Prater alarmierte ein Autolenker die Einsatzkräfte, weil die Straße aufgrund von Baumteilen blockiert war. Der Mann blieb sicherheitshalber im Fahrzeug, die Feuerwehr entfernte die Baumteile. Verletzte wurden in der Bundeshauptstadt nicht gemeldet.
Feuerwehren in Niederösterreich im Dauereinsatz
In Niederösterreich stand die Feuerwehr ab 22 Uhr im Dauereinsatz, teilte der Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos NÖ Alexander Nittner mit. Zahlreiche entwurzelte Bäume, die auf Straßen, Stromleitungen und Häuser gestürzt waren, mussten beseitigt werden. Außerdem wurden mehrere Keller überflutet und mussten ausgepumpt werden. Insgesamt standen 119 Feuerwehren mit 1250 Mann im Einsatz.
Allein im Bezirk Baden rückte die Feuerwehren mit 200 Mann zu 97 Einsätzen aus. Massive Niederschläge begleitet mit Sturmböen um die 100 km/h sorgten für Straßenüberflutungen, sowie zahlreiche entwurzelte Bäume. Dächer wurden weggerissen, in manchen Gemeinden kam es zu größeren Stromausfällen, wie das Bezirksfeuerwehrkommando Baden mitteilte.
In Wiener Neustadt lösten sich Teile des Flachdaches bei einer Tankstelle. Die Feuerwehr meldete insgesamt 30 Unwettereinsätze. Dutzende weitere habe es zudem im Bezirk Wiener Neustadt gegeben. Bis zu 27 Feuerwehren rückten aus. Größtenteils handelte es sich um Einsätze, bei denen Bäume von Straßen entfernt werden mussten, berichtete das Bezirkskommando.
Zahlreiche Schäden auch im Burgenland
Auch im Burgenland waren infolge Sturmschäden Straßen blockiert. Betroffen waren laut Landessicherheitszentrale Burgenland unter anderem die Gemeinden Donnerskirchen, Jois, Purbach und Klingenbach. Meldungen von Verletzten gab es nicht. Bis zu 40.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Die Ausfallsdauer reichte nach Angaben der Netz Burgenland von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden.
Zugstrecken im Osten unterbrochen
Infolge der Unwetterschäden kam es auch zu mehreren Unterbrechungen von Zugstrecken im Burgenland und in Niederösterreich. Die ÖBB meldete auf ihrer Homepage am Freitag, dass zwischen Wulkaprodersdorf und Eisenstadt voraussichtlich bis 12 Uhr keine Züge fahren können. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. Auch die Raaberbahn konnte zwischen Neusiedl am See und Bad Neusiedl am See bis zu Mittag nicht verkehren. Die Ostbahnstrecke zwischen Wien Stadlau und Marchegg war unterbrochen. Ausfälle infolge der Unwetterschäden gab es auch zwischen Bad Sauerbrunn und Mattersburg sowie zwischenzeitlich zwischen Bruck an der Leitha und Nickelsdorf.
A4 nur einspurig befahrbar
Laut Ö3 war auch die A4 (Ostautobahn) stundenlang gesperrt, weil zahlreiche Bäume auf die Fahrbahn gestürzt waren. Mit Schneeräumfahrzeugen räumten die Einsatzkräfte Bäume weg. In den frühen Morgenstunden war ein Fahrstreifen wieder frei, die Aufräumarbeiten dauerten weiter an.
Große Schäden auch in der Steiermark
Neben der Obersteiermark, wo der Sturm zehn Hektar Wald in Kleinsölk umgeworfen hat, haben die Unwetter am Donnerstagabend vor allem den Osten der Steiermark getroffen. Insgesamt waren bei 216 gemeldeten Einsätzen 170 Feuerwehren eingesetzt, teilte der Feuerwehrverband mit. Im Großraum Liezen traten Bäche über die Ufer, ein Autohaus stand unter Wasser.
Der Feuerwehrverband listete als die am meisten betroffenen Bezirke Leibnitz, Hartberg-Fürstenfeld, Südoststeiermark und Weiz auf. In letzterem wurden zwei Wirtschaftsgebäude von Blitzen getroffen. Eines der Gebäude brannte nahe Birkfeld bis auf die Grundmauern nieder. Beim Einsatz wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt, teilte die Polizei mit.
Tirol: Brennerbundesstraße bis zumindest Samstag gesperrt
Nach neuerlichen Unwettern und Murenabgängen am Donnerstag in Tirol bleibt die Brennerbundesstraße zwischen Mühlbachl und Schönberg zumindest bis Samstag gesperrt. Ob eine Freigabe am Sonntag möglich ist, hängt vom Fortschritt bei den Aufräumarbeiten ab. Die Umleitung erfolgt über die mautpflichtige Brennerautobahn.
Die Ellbögener Landesstraße wurde unterdessen nach der Begutachtung einiger Hangrutsche ober- und unterhalb der Straße durch den Landesgeologen und das Baubezirksamt Innsbruck wieder freigegeben. Aufgrund von Aufräumarbeiten sei die Straße allerdings nur erschwert passierbar. Es müsse mit Wartezeiten gerechnet werden, hieß es.
Verletzte und Schäden in Norditalien
Auch in Norditalien wurden mehrere Menschen durch Unwetter verletzt. Ein Mann wurde kurzzeitig vermisst, nachdem eine Windhose über die Insel Albarella bei Venedig gezogen war. Später stellte sich diese Meldung allerdings als Fehlalarm heraus. In Cavallino-Treporti - zwischen Venedig und Jesolo - wurde eine Frau von einem umstürzenden Baum schwer verletzt. Sie kam mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus. Auch aus den Urlaubsorten Jesolo und Caorle wurden Schäden gemeldet.
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