Erdogan-Referendum

Österreichs Auslandstürken stürmen die Konsulate

Österreich
27.03.2017 15:51

Evet (Ja) oder Hayir (Nein) - Montagfrüh ist in Österreich die Stimmabgabe für die umstrittene Verfassungsreform in der Türkei gestartet. Noch bis 9. April können 108.561 Auslandstürken in den diplomatischen Vertretungen in Wien, Salzburg und Bregenz ihr Kreuz machen. Der Ansturm war gleich am ersten Tag gewaltig. Mit dem Referendum will Präsident Recep Tayyip Erdogan die Einführung eines Präsidialsystems durchsetzen.

Die Propagandamaschinerie für Erdogans Referendum, das in der Türkei am 16. April stattfindet, läuft auf Hochtouren, sei es im Internet oder in den türkischen Fernsehkanälen. Aber auch die Gegner machen verstärkt mobil.

Prospekte, die für ein Ja beim Referendum werben (Bild: facebook.com)
Prospekte, die für ein Ja beim Referendum werben

Mehr als 100.000 Türken in Österreich stimmberechtigt
Das Konsulat in Wien-Hietzing, nur einen Steinwurf von Schloss Schönbrunn entfernt, wurde Montagvormittag von Reportern belagert. Im Garten des Palais blitzen weiße Zelte in den strahlend blauen Himmel, dahinter weht die rote Fahne mit dem Halbmond.

(Bild: APA/Helmut Fohringer)
(Bild: Peter Tomschi)

Viele Austro-Türken nützten gleich am ersten Tag die Gelegenheit für die Abstimmung. Egal ob Ja oder Nein - allen, die gekommen sind, ist gemeinsam, dass sie ihre alte Heimat lieben und etwas Gutes für die Zukunft der Türkei tun wollen.

(Bild: Peter Tomschi)

"Ich glaube, ein positiver Ausgang des Referendums wird die Politik in der Türkei stabilisieren, nach dem Vorbild der Demokratien in den USA oder in Frankreich", ist sich Moustafa E. sicher. "Die Mehrheit ist für Erdogan, das muss man endlich verstehen", sagt ein anderer Wähler, der gerade das Wahllokal verlässt und meint, die Medien hierzulande seien sowieso "Nazi" und würden alles verfälschen.

"Mit Ja gestimmt, weil wir Türkei lieben"
"Wir haben mit Ja gestimmt, weil wir die Türkei lieben", meint Hacer B., die mit ihren aus der ägäischen Küstenstadt Izmir stammenden Eltern gekommen ist. Auch Mustafa C. und seine zwei Töchter (Bild unten) sind Befürworter der Verfassungsänderung: "Wir denken, dass es besser für unser Land ist. Die politische Lage wird sich dadurch stabilisieren", erklären sie einstimmig. Aber es gibt auch jene, die mit einem Nein ihre alte Heimat retten wollen.

Mustafa C. und seine Töchter Sedanur und Nazmir sind von der Reform überzeugt. (Bild: Peter Tomschi)
Mustafa C. und seine Töchter Sedanur und Nazmir sind von der Reform überzeugt.

Der Streit um Wahlkampfauftritte türkischer Politiker hatte in den vergangenen Wochen die angespannten Beziehungen zwischen Europa und der Türkei weiter belastet. Erdogan sprach nach der Absage mehrerer Veranstaltungen von "Nazi-Methoden".

Millionen im Ausland lebende Türken stimmberechtigt
Weltweit sind etwa 2,97 Millionen im Ausland lebende Türken stimmberechtigt. Rund drei Viertel von ihnen leben in den fünf EU-Mitgliedsstaaten Niederlande, Frankreich, Belgien, Deutschland und Österreich.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (Bild: AFP/Adem Atlan, thinkstockphotos.de)
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan

Bei der jüngsten Parlamentswahl im November 2015 kam Erdogans islamisch-konservative AKP hierzulande auf 69 Prozent der Stimmen, verglichen mit 49,5 Prozent in der Endabrechnung. Die Wahlbeteiligung unter den Türken in Österreich lag bei 40,6 Prozent.

Video: So denken Türken in Wien über Erdogan

Martina Münzer, Kronen Zeitung/krone.at

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