Wie hat das gutgetan, als sich Österreich beim vergangenen PISA-Test endlich einmal nicht verstecken musste, endlich einmal ein Bildungsaufschwung da war. Doch damit ist es schon wieder vorbei: Die internationale Studie, die am Dienstag präsentiert wurde, bringt einen neuerlichen Absturz der heimischen Schüler ans Tageslicht.
Nach Jahren der Aufschreie folgte 2013 erstmals ein - kleiner - Jubel. Die damals scheidende SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied wertete das Ergebnis - Österreich galt als einer der Aufsteiger - als "Wendepunkt".
Weiteres Bildungsdebakel für heimische Schüler
Doch damit hatte sie leider nicht recht: Der aktuelle PISA-Test bringt ein weiteres Bildungsdebakel. Im Haupttestgebiet Naturwissenschaften kommen die 15- bis 16-jährigen österreichischen Schüler auf einen Wert von 495 Punkten. Das entspricht in etwa dem OECD-Schnitt (493) und liegt um elf Punkte unter dem Wert von 2012 - wobei allerdings auch der OECD-Schnitt seit damals um acht Punkte zurückgegangen ist. 2009 waren für Österreich 494 Punkte verzeichnet worden (OECD: 501), 2006 511 (OECD: 498).
In Mathematik, dem besten Österreich-Ergebnis, erreichten die österreichischen Schüler 497 Punkte, das ist signifikant über dem OECD-Schnitt von 490. Vor drei Jahren waren es noch 506 Punkte (OECD: 494), 2009 dagegen nur 496 (OECD: 495) und 2006 505 (OECD: 494).
Im traditionell schlechtesten Testgebiet der Österreicher, dem Lesen, kamen die heimischen Schüler auf nur 485 Punkte, das ist deutlich unter dem OECD-Schnitt von 494. Auch hier zeigt sich die gleiche Wellenbewegung gegenüber den Tests der vergangenen Jahre: 2012 erreichten die österreichischen Schüler noch 490 Punkte (OECD-Schnitt: 496), 2009 waren es 470 (OECD: 494) und 2006 490 (OECD: 489).
Besonders viele Risikoschüler in Österreich
Immer schon war die Gruppe der Risikoschüler in Österreich besonders groß. Fast jeder dritte getestete Schüler in Österreich gehört in zumindest einem Testgebiet (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften) zur Gruppe der Risikoschüler, die "gravierende Mängel" aufweisen. 13 Prozent sind sogar in allen drei Gebieten in dieser Gruppe zu finden. Insgesamt liegt Österreich mit diesem Wert exakt im OECD-Schnitt.
Schüler mit Spitzenleistungen gibt es hingegen wenig. Nur 15 Prozent der österreichischen Schüler gehören in mindestens einem der Testbereiche zur Spitzengruppe, im OECD-Schnitt sind es 16 Prozent. In der Schweiz haben indes 22 Prozent besonders hohe Fähigkeiten, beim PISA-Gesamtsieger Singapur sind es gar 39 Prozent.
Mädchen hinken bei Mathe und Naturwissenschaften hinterher
Ebenfalls ein gravierendes Problem, das bei jedem PISA-Test sichtbar wird: In Mathematik und Naturwissenschaften hinken die Mädchen teils deutlich hinter den Burschen her. In der Mathematik hat die Geschlechterdifferenz zugunsten der Burschen in Österreich leicht von 23 auf 27 Punkte zugelegt. In den Naturwissenschaften erzielten die Burschen im Schnitt um 19 Punkte mehr als Mädchen - das ist mehr als eine Verdoppelung gegenüber 2006, 2009 und 2012 und der Spitzenwert in der OECD. Im Lesen hat der Vorsprung der Mädchen hingegen von 37 auf 20 Punkte abgenommen.
Leistungsunterschied zwischen Einheimischen und Migranten
Österreichs Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund ist von elf im Jahr 2006 auf mittlerweile 20 Prozent gestiegen (OECD-Schnitt: 13 Prozent). Diese Gruppe schneidet bei der PISA-Studie deutlich schlechter ab als Schüler, deren Eltern in Österreich geboren wurden. Zwar hat sich der Abstand über die Jahre deutlich verringert (in Lesen zwischen 2000 und 2012 von 93 aus 51 Punkte, in Naturwissenschaft von 2006 bis 2012 von 90 auf 70 Punkte). Der positive Trend wurde 2015 allerdings gestoppt: In Naturwissenschaften blieb der Abstand konstant (70 Punkte), beim Lesen ist er mit 64 Punkten sogar wieder gewachsen.
Sozialer Status beeinflusst Leistungen der Schüler
Auch der sozioökonomische Status hat in Österreich vergleichsweise viel Einfluss auf die Leistungen der Schüler: Seit PISA 2000 ist die Kluft hier unverändert groß. In Naturwissenschaften erreichen Kinder von Akademikereltern in allen drei Domänen rund 100 Punkte mehr als Schüler, deren Eltern maximal einen Pflichtschulabschluss haben. Das entspricht einem Leistungsunterschied von mehr als zwei Lernjahren.
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