Skandalfall in NÖ

Sadistischer Pfleger betreute weiterhin Senioren

Österreich
26.09.2017 12:36

Auf widerlichste Art soll ein Pfleger zahlreiche Patienten eines Pflegeheims im niederösterreichischen Kirchstetten gequält haben. Obwohl die Justiz seit Herbst des Vorjahres in diesem Pflegeskandal ermittelt, konnte der gefeuerte Hauptbeschuldigte Senioren in einem Heim in Wien betreuen, wie der "Falter" aufdeckte.

Aufgrund von "Datenschutzvorgaben" für die Justiz erfuhr der neue Arbeitgeber des Tatverdächtigen kein Wort über dessen Missbrauchs- und Körperverletzungsdelikte im Pflegeheim Clementinum, die im Oktober 2016 aufgeflogen sind. Somit konnte der mutmaßliche Sadist nach seiner Entlassung bis jetzt in einer Wiener Betreuungseinrichtung weiterarbeiten, berichtet der "Falter" im aktuellen Heft.

(Bild: "Falter", stock.adobe.com, krone.at-Grafik)
(Bild: "Falter", stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Fiebernde Senioren vor offenes Fenster gestellt
Dass diese Person erneut wehrlose Patienten gefährden konnte, erschüttert ganz besonders, wenn man die Polizeiprotokolle kennt, die nun der Wiener Stadtzeitung zugespielt worden sind: Darin ist zu lesen, wie drei ehemalige Pflegerinnen der Station "St. Anna" die extremen Misshandlungen der Senioren durch gewisse Pfleger schildern. Dabei wird der Hauptverdächtige auch beschuldigt, kranke und fiebernde Senioren mit dem Bett vor das offene Fenster gestellt und sie trotz der Kälte komplett abgedeckt zu haben.

(Bild: "Falter", stock.adobe.com, krone.at-Grafik)
(Bild: "Falter", stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Demenzkranke mit Faustschlägen traktiert
Auch soll der junge, blonde Mann, der sich auf Facebook gerne in Selfie-Posen zeigt, demenzkranke Patienten mit Faustschlägen malträtiert und auf brutalste Art sexuell missbraucht haben. Auch zwei Putzfrauen berichteten davon, die Misshandlungen mitbekommen zu haben. Sie hatten lange geschwiegen - aus Angst und "weil uns als Putzfrauen wohl keiner geglaubt hätte".

Dass auch die Justiz in diesem Fall wohl klare Versäumnisse eingestehen muss, zeigt die Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft keine U-Haft für den Beschuldigten beantragte. Gegenüber dem "Falter" hieß es, man habe "keine Haftgründe vorliegen gehabt". Der Anwalt des Beschuldigten wies die Stadtzeitung übrigens am Telefon scharf an, "es zu unterlassen, seine Mandanten zu kontaktieren".

(Bild: APA/dpa/Angelika Warmuth)

Insgesamt fünf Pflegekräfte unter Verdacht
Insgesamt stehen fünf ehemalige Pflegekräfte im Fokus der Ermittlungen. Laut Staatsanwaltschaft St. Pölten ist das Quintett nicht geständig: Sie würden die ihnen vorgeworfenen Tathandlungen vielmehr bestreiten und Verleumdung geltend machen. "Zur weiteren Abklärung der Tatvorwürfe wurde auch ein gerichtsmedizinischer Sachverständiger damit beauftragt, die Heimbewohner zu begutachten und allfällige Gesundheitsschädigungen als Folgen der Taten festzustellen", so Sprecher Leopold Bien. Die Ermittlungen hätten - auch nach Rücksprache mit dem Sachverständigen - bisher "keinerlei Hinweise auf vorsätzliche oder fahrlässige Tötungsdelikte zum Nachteil von Heimbewohnern" ergeben, so Bien weiter.

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