"Die Ausdünnung von Polizeidienststellen fordert ihren Tribut. 80 bis 100 Überstunden pro Monat sind keine Seltenheit", ruft der blaue Personalvertreter Werner Herbert den Sicherheitsalarm aus. "Derzeit stehen 29.000 Polizisten im Dienst, eine Aufnahmeoffensive läuft", kontert Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck.
"Allein die Überstundenzahl von 6,5 Millionen im vergangenen Jahr - davon zwei Millionen in Wien - belegen, wie sehr die Überbelastung an der physischen und psychischen Substanz der Leute zehrt. Immer mehr Terroralarme, so wie die aktuelle Bomben-Drohung von Mittwochvormittag, als Railjet-Züge Richtung Ungarn fast drei Stunden lang gestoppt werden mussten, sorgen verständlicherweise für Anspannung und Stress", prangert AUF-Bundesvorsitzender Herbert die Lage an.
"Unsere Polizei ist am Limit"
Die Flucht vieler Polizisten aus arbeitsintensiven Großstädten und Ballungszentren habe einen neuen Höhepunkt erreicht. "Allein in Wien möchten 20 Prozent in ruhigere Bundesländerdienststellen versetzt werden", spricht es der freiheitliche Bundesrat offen aus: "Unsere Polizei ist am Limit!"
Viele Kollegen würden Sonderabteilungen wie der Cobra, diversen Zentralstellen (Bundeskriminalamt, EGS etc.) oder direkt dem Bundesministerium zugewiesen. Somit würden sie zwar personalstandsmäßig den Polizeiinspektionen zugewiesen, sie wären aber faktisch gar nicht vorhanden.
Innenministerium: "Aktuell 1800 Männer und Frauen in Ausbildung"
"Stimmt so nicht!", kontert Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums: "Denn wenn die Kollegen in diversen Einheiten Dienst versehen, tragen sie sehr wohl zu landesweiten Sicherheitsaufgaben bei." Und auch die Behauptung der AUF, dass das Innenministerium derzeit nur über 1000 Ausbildungsplätze verfüge, sei schlicht falsch. Grundböck: "Aktuell stehen 1800 junge Männer und Frauen in Ausbildung."
Trotzdem bleibt Herbert dabei: "Die Überalterung der Polizei wird schlicht und einfach ignoriert!" Als Lösung sehen die Freiheitlichen die Einführung des Lehrberufs "Polizeipraktikant". Ein Ansatz, der weitere Polizisten in Ausbildung brächte, und ebenso einer zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit.
Christoph Matzl, Kronen Zeitung
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