Das Sicherheitsgefühl hat in den letzten beiden Jahren massiv gelitten und Flüchtlinge sind in unserem Land "beliebter" als Muslime - das ist in wenigen Worten zusammengefasst das Ergebnis des "Integrationsbarometers 2017", einer großen Studie zu den Themen Asyl, Islam und Burka.
Zwar wird das Zusammenleben zwischen Österreichern und nicht näher definierten "Zuwanderern" in der Studie des Politikwissenschaftlers Peter Hajek und des Österreichischen Integrationsfonds etwa zur Hälfte positiv beurteilt, wenn aber konkret nach dem Zusammenleben mit Muslimen gefragt wurde, äußerten sich knapp 60 Prozent der Befragten kritisch. Nur ein Viertel bewertet das Zusammenleben von Nicht-Muslimen und Muslimen als gelungen. Studienautor Hajek sieht den Grund dafür unter anderem in den jüngsten Anschlägen in Europa. "Davor waren Muslime nie ein Thema."
Deutliche Mehrheit für strengere Kontrollen
Wie sehr das Thema Islam die Österreicher beschäftigt, sieht man auch in den Rufen nach mehr und strengeren Kontrollen für Moscheen, um möglichen Radikalisierungsentwicklungen entgegenzuwirken, sowie islamische Kindergärten und Schulen, um sicherzustellen, dass Bildungsstandards eingehalten werden. In beiden Fällen sind 80 Prozent sehr bzw. eher dafür. In Moscheen sollte zudem verpflichtend auf Deutsch gepredigt werden, findet knapp die Hälfte der Befragten.
Österreicher bei Kopftuch entspannter als bei Burka
Stark ist auch der Ruf nach einem Verbot der Vollverschleierung im öffentlichen Raum. Auch hier stimmten 80 Prozent der Befragten - 65 Prozent sehr bzw. 15 Prozent eher - zu, dass das Tragen einer Burka oder eines Niquab in Österreich verboten werden sollte. Beim Thema Kopftuch war knapp die Hälfte der Befragten für ein Verbot. Nur eine Minderheit empfindet es in öffentlichen Gebäuden als störend.
"Der Islam gehört nicht zu Österreich"
Nur sieben Prozent finden klar, dass der Islam zu Österreich gehört, für 55 Prozent tut er das gar nicht. Unter den 21 Prozent, die der Aussage eher zustimmten, finden sich überdurchschnittlich Männer, höhere Bildungsschichten, Unter-30-Jährige und Menschen in Wien.
Sicherheitsgefühl vor allem bei Frauen verschlechtert
Das Zusammenleben mit Flüchtlingen wurde etwas besser bewertet als jenes mit Muslimen: Mehr als ein Drittel befindet dieses als positiv. Trotzdem hat sich das persönliche Sicherheitsgefühl verschlechtert - vor allem bei Frauen, niedrigeren Bildungsgruppen und Menschen im städtischen Raum.
"Menschen lehnen Fremdes wegen Unsicherheiten in der Welt ab"
"In den letzten zwei Jahren hat das Sicherheitsgefühl massiv gelitten", sagt Hajek aktuell in der "Kleinen Zeitung". Der Studienautor sieht aber nicht nur die Flüchtlinge als Grund dafür: "Aktuell zerbröckeln Sicherheiten auf der ganzen Welt", so der Studienautor und nennt "Donald Trump als Präsident und das einstige Urlaubsland Türkei als Bedrohung", das bewirke, dass sich die Menschen "nach traditionellen Werten sehen und vermehrt Fremdes ablehnen".
"Obergrenze von 37.500 Flüchtlingen zu hoch"
Allerdings sind 41 Prozent der Österreicher der Meinung, dass sich die allgemeine Flüchtlingssituation in den letzten Monaten entspannt habe, während nur mehr 20 Prozent sagen, sie habe sich verschärft. Die Obergrenze von 37.500 Flüchtlingen pro Jahr finden 46 Prozent trotzdem zu hoch. Nur 11 Prozent finden, Österreich solle mehr Menschen aufnehmen. Eine große Mehrheit von 84 Prozent will, dass die Grenzkontrollen beibehalten werden sollen.
Flüchtlingen "Spielregeln, Kultur und Gesetze" näherbringen
Mehr Geld für Integrationsmaßnahmen will nur knapp ein Drittel der Befragten lockermachen. 33 Prozent sagten "ganz sicher nicht", 27 Prozent "eher nein".
Wenn aber Geld bereitsteht, so würden es 56 Prozent der Befragten in Deutschkurse investieren. Zudem wären Investitionen in die Bildung sowie in den Arbeitsmarkt gewünscht, um Flüchtinge besser zu qualifizieren, und 13 Prozent würden in die Vermittlung österreichischer Werte investieren, um den Flüchtlingen unsere "Spielregeln, Kultur und Gesetze" näherzubringen.
Für die Studie wurden im Juni und im Dezember 2016 jeweils 1000 Österreicher in Telefoninterviews sowie mittels einer Online-Befragung interviewt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.