Knalleffekt rund um die Ermittlungen zum geplanten Terrorattentat in Wien: Ein erst zwölf Jahre alter Bub mit mazedonischen Wurzeln ist laut Informationen der "Krone" in das IS-Netzwerk verwickelt. Am Sonntag fand eine Hausdurchsuchung in der Wohnung des Schülers in Wien statt. Festgenommen wurde der Zwölfjährige freilich nicht - aufgrund seines Alters ist er noch strafunmündig.
Am Montagnachmittag wurde im Innenministerium der neueste Stand zu den Ermittlungen bekannt gegeben:
Alter des zweiten Komplizen "macht Sorgen"
Der Zwölfjährige, der aus schwierigen Verhältnissen kommt, sei mit dem 17 Jahre alten Terrorverdächtigen "in intensivem Kontakt gestanden, die beiden haben miteinander kommuniziert", so Polizeigeneral Konrad Kogler. "Sorge" mache den Ermittlern das Alter des mittlerweile zweiten mutmaßlichen Komplizen des 17-jährigen Lorenz K. "In diesem Lebensabschnitt sind Menschen auf der Suche und besonders anfällig für Beeinflussung", so Kogler. Der unmündige Verdächtige sei derzeit jedenfalls "so untergebracht, dass er unter Kontrolle ist".
Einzelhaft für 17-Jährigen
Wie Nina Bussek, Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft, sagte, wurde indes die Untersuchungshaft für den 17-Jährigen beantragt. Der Verdächtige befindet sich mittlerweile in der Justizanstalt Josefstadt. Dort werde er aller Wahrscheinlichkeit nach in Einzelhaft untergebracht, hieß es vom Leiter der Strafrechtssektion im Justizministerium, Christian Pilnacek.
Anwalt: "Der Staatsfeind Nummer eins ist er nicht"
Der Anwalt von Lorenz K. ist davon überzeugt, dass der 17-Jährige gar kein Attentat vorbereitet hatte. "Er hatte keine Anschlagpläne. Der Staatsfeind Nummer eins ist er ganz sicher nicht", so Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz. Laut dem Verteidiger sei der Jugendliche demnach lediglich ein "Fehlgeleiteter". Unter dem Eindruck von Kriegsbildern aus Syrien und unzähliger ziviler Opfer sei in dem Burschen "die Idee entstanden, dass es in europäischen Gefilden Gegenmaßnahmen bedarf, sei es durch Anschläge oder Sonstiges".
Der 17-Jährige soll sich dem Anwalt zufolge auch nicht der Verfolgung terroristischer Ziele wegen immer wieder in Deutschland aufgehalten haben: "Er hat eine Freundin in Bremen." Primär habe er diese getroffen. Dass der Jugendliche in Deutschland auch Kontakt zu möglicherweise radikalislamistischen Kreisen hatte, "leugnet er nicht", so Blaschitz.
"Bitte nicht wegschauen, sondern hinschauen"
Bezüglich der derzeitigen Sicherheitslage in Österreich hieß es seitens des Landespolizei-Vizepräsidenten Karl Mahrer, dass die "Polizei höchst sensibilisiert" sei. "Die derzeitige erhöhte Polizeipräsenz bleibt so lange aufrecht, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind", so Mahrer. Einen genauen Zeitraum wollte er dafür jedoch nicht nennen. Aber: "Wir wollen an die Wienerinnen und Wiener das Signal geben: Sie können ganz normal weiterleben.". Gleichzeitig appellierte er einmal mehr an die Bevölkerung, "Achtsamkeit" zu zeigen: "Bitte nicht wegschauen, sondern hinschauen", so Mahrer.
SEK stürmte Wohnung eines Komplizen in Deutschland
Nach der Festnahme des 17 Jahre alten IS-Sympathisanten am Freitagabend in Wien-Favoriten geht es damit bei den Ermittlungen zu weiteren Hintermännern Schlag auf Schlag. Erst am Sonntag war bekannt geworden, dass in der deutschen Stadt Neuss in Nordrhein-Westfalen die Wohnung eines 21-jährigen Komplizen des Burschen gestürmt worden war. Bei dem 21-Jährigen handelt es sich um Kevin T. - einen Islam-Konvertiten.
Beide Verdächtige standen in engem Kontakt zueinander, verbrachten im Dezember zwei Wochen in der Wohnung des Deutschen, um dort Anschlagspläne zu schmieden. In dieser Zeit seien wohl Dinge "in Richtung Sprengstoff vorbereitet worden", sagte dazu der Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, Ralf Herrenbrück.
Sowohl in der Wohnung des 17-jährigen Wieners, der in einer ersten Einvernahme dem IS die Treue schwor und den Hassprediger Mirsad O. alias Ebu Tejma als "Idol" bezeichnete, als auch in jener des 21-Jährigen in Neuss wurden Handys, Computer und Datenträger beschlagnahmt. Die Auswertung der Daten ist in vollem Gange.
U-Haft über 21-Jährigen verhängt
Wie Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen am Montag bekannt gab, wurde die U-Haft über den 21-Jährigen verhängt. "Für uns war das Wichtigste, dass wir die im Raum stehende Gefahrenlage beseitigt haben", betonte Scheulen.
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