Kurz-Hype, interne Debatte um die Häupl-Nachfolge und eine gescheitertete Koalition - die SPÖ segelt derzeit durch stürmische Gewässer. Wie blank die Nerven innerhalb der Partei wirklich liegen, zeigt der jüngste Vorfall im Bundeskanzleramt. Während einer Sitzung soll es zu Handgreiflichkeiten zwischen zwei Mitarbeitern von Bundeskanzler Christian Kern und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler gekommen sein.
Statt gebündelter Kräfte tiefe Gräben - nicht gerade die beste Ausgangslage für einen Wahlkampf. Die SPÖ ist gespalten, und das nicht erst seit Werner Faymanns Abgang. Zuletzt stritt man besonders darüber, ob und wie eine Urabstimmung der SPÖ-Parteimitglieder zu einer möglichen rot-blauen Koalition durchgeführt werden sollte.
Besonders prekär soll die Situation derzeit zwischen den Mitarbeitern Christian Kerns und der SPÖ-Parteizentrale in der Wiener Löwelstraße sein. Die "Presse" berichtet aktuell sogar von Handgreiflichkeiten während einer Sitzung im Bundeskanzleramt.
Stein des Anstoßes seien demnach per Mail verschickte Informationen aus der Löwelstraße für die Parteifunktionäre gewesen. Kanzler Kerns Mitarbeiter urgierten daraufhin, der Wortlaut dieses Schreibens sei mit ihnen nicht abgesprochen gewesen. Aus dem Büro von Bundesgeschäftsführer Niedermühlbichler hieß es hingegen, mit dem Kanzler sei alles ausgemacht gewesen.
Kern-Mitarbeiter zu Boden gestoßen
Das Thema kam Mitte der Woche bei einer Sitzung im Bundeskanzleramt auf - und da eskalierte die Situation schließlich vollends: Einer von Kerns Mitarbeitern habe, wie Teilnehmer der Sitzung berichten, einen Angestellten Niedermühlbichlers beschimpft und angerempelt. Dieser ging angeblich zu Boden, es fielen zahlreiche böse Worte. Offiziell wurde der Vorfall bislang weder bestätigt noch dementiert.
Dennoch zeigt dies, wie tief gespalten die SPÖ tatsächlich ist. Die Streithähne sollen sich zwar mittlerweile wieder versöhnt haben, über die weitere Strategie wird hingegen nach wie vor geschritten. Während Kern auf Bundesebene durchaus mit einer rot-blauen Koalition im Falle des Falles liebäugelt, lehnen allen voran der mächtige Wiener Bürgermeister Michael Häupl und seine Gesinnungsgenossen eine Zusammenarbeit mit der FPÖ strikt ab.
Häupl schwört Genossen gegen Strache ein
Hinter den Kulissen schwört Häupl derweil seine Leute ein, alles zu tun, um einen Kanzler Heinz-Christian Strache zu verhindern. "Die Wiener SPÖ wird bei der Nationalratswahl eine bedeutende Rolle spielen", hatte der Bürgermeister bedeutungsschwanger noch vor dem Parteitag im April gesagt. Kern steht mittlerweile vor einem ideologischen Spagat.
Und dann gibt es da ja noch den ÖVP-Wunderknaben Sebastian Kurz. Jüngste Umfragewerte geben der Volkspartei anlass zur Hoffnung, vielleicht doch im Herbst einen Kanzler zu stellen. Ob dieser dann trotz geplatzter Koalition wieder auf eine Zusammenarbeit mit der SPÖ setzen wird? Man wird sehen ...
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