Zusätzlich zu seinem auch international massiv kritisierten Kopftuch-Sager (siehe Video oben) hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen jetzt noch ein Problem: Auch die von ihm als Faktum berichtete Story über die Dänen, die aus Solidarität zu ihren jüdischen Mitbürgern während der Okkupation durch die Nazis ebenfalls Davidsterne getragen hätten, sei falsch - das berichtet jetzt die "Washington Post" mit Hinweis auf eine Faktencheck-Plattform.
Van der Bellen hatte während der Diskussionsversanstaltung gemeint: "Wenn ich mich richtig erinnere, haben die Dänen während der deutschen Besatzung doch etwas Ähnliches gemacht. Und nicht-jüdische Dänen haben angefangen, den Davidstern zu tragen - als symbolische Geste des Widerstands gegen die Deportation von Juden." Diese Szene war im Beitrag der ORF-Sendung "Report" am Dienstag nicht zu sehen, allerdings können Sie sich die gesamte Veranstaltung, die die EU-Kommission auf Facebook gepostet hat, unten ansehen. Dort findet sich auch die erwähnte Passage:
Die Legende um den dänischen König Christian X.
Der historische Vergleich stimmt allerdings nicht so ganz, wie die Faktencheck-Plattform "Snopes" vor Kurzem aufdeckte. Tatsächlich gab es lediglich Überlegungen der deutschen Besatzer in Dänemark, wonach alle jüdischen Bürger wie in anderen besetzten Gebieten den typischen gelben Stern tragen sollten. Auf diese Ankündigung hin soll der beliebte dänische König Christian X. Widerstand angekündigt haben. "Sollten solche Forderungen jemals erhoben werden, begegnen wir ihnen am besten, indem wir alle den Davidstern anlegen."
In einer schwedischen Zeitungskarikatur wurde der dänische König im Gespräch mit dem ehemaligen Premierminister Thorvald Stauning abgebildet, der den Monarchen fragt: "Was machen wir, Eure Majestät, wenn Scavenius (Erik Scavenius wurde von den Nazis als Premierminister eingesetzt, nachdem die dänische Regierung im Jahr 1943 zurückgetreten war, Anm. d. Red.) alle Juden auffordert, gelbe Sterne zu tragen?" Daraufhin antwortet Christian X.: "Wir werden alle gelbe Sterne tragen müssen." Diese Karikatur sehen Historiker als Geburtsstunde der Legende rund um König Christian X.
Dänen verhalfen Juden zur Flucht, trugen aber keine Sterne
Bis zur tatsächlichen Anordnung der Deportation von dänischen Juden im Jahr 1943 hatten die meisten der zur Zeit der Okkupation durch Hitlers Truppen im Jahr 1940 dort lebenden Juden die Flucht ergriffen. Einige wenige Hundert Juden wurden tatsächlich deportiert und mussten den Judenstern tragen. Es gab tatsächlich viel Solidarität mit den jüdischen Mitbürgern, Tausenden wurde von Polizisten und anderen Beamten die Flucht nach Schweden ermöglicht.
Strache: "Erschreckende Verharmlosung des Nationalsozialismus"
Wegen dieses nicht korrekten Vergleichs wirft FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Van der Bellen nicht nur eine Beschädigung des Präsidentenamtes, sondern auch eine "erschreckende Verharmlosung des Nationalsozialismus" vor (siehe Video unten).
"Eine derartig schlimme Entgleisung hat es von einem Bundespräsidenten in der Zweiten Republik noch nie gegeben", so Strache in dem auf seiner Facebook-Seite geposteten Video.
82 Prozent der krone.at-Leser fordern offizielle Erklärung
Seit Bekanntwerden der umstrittenen Aussagen Van der Bellens über jenen Tag, der kommen werde, wo man alle Frauen bitten müsse, "aus Solidarität" ein Kopftuch zu tragen, diskutieren auch krone.at-Leser intensiv über die Causa. Für zahlreiche User hat Van der Bellen nun "sein wahres Gesicht gezeigt". Immer wieder ist im Forum von Rücktrittsforderungen zu lesen. In einer Abstimmung sprachen sich übrigens 82 Prozent der krone.at-Leser für eine offizielle Erklärung des Bundespräsidenten wegen der Kopftuch-Causa aus.
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