Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen hat sich in der Wiederholung der Bundespräsidententen-Stichwahl am Sonntag gegen seinen FPÖ-Rivalen Norbert Hofer durchgesetzt. krone.at fasst die wichtigsten Reaktionen zusammen.
FPÖ-Kandidat Norbert Hofer (Video oben) wandte sich zuerst via Facebook an seine Unterstützer: "Liebe Freunde! Ich danke euch. Ihr habt mich so großartig unterstützt und ich bin unendlich traurig, dass es nicht geklappt hat. Ich hätte gerne auf unser Österreich aufgepasst. Alexander Van der Bellen gratuliere ich zu seinem Erfolg und bitte alle Österreicher, zusammenzuhalten und zusammenzuarbeiten. Wir alle sind Österreicher, ganz egal, wie wir uns an der Wahlurne entschieden haben. Es lebe unsere Heimat Österreich."
Er wolle die Erfahrung der Präsidentschaftskandidatur trotz seiner Niederlage nicht missen, sagte Hofer später im ORF: "Ich bin nicht böse, in einer Demokratie hat der Wähler immer recht." Der FPÖ-Politiker gratulierte seinem Kontrahenten und erklärte zugleich, dass sein nächstes Ziel nun die Nationalratswahl sei. Er werde hinter FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf der Liste kandidieren. 2022 wolle er erneut bei der Bundespräsidentschaftswahl antreten.
Wahlsieger Alexander Van der Bellen hat in seinem ersten Interview als designierter Bundespräsident versprochen, auch auf die FPÖ-Wähler zuzugehen: Er verwies auf eine "ganz breite Bewegung" als Erfolgsgrund. Solidarität, Freiheit und Gleichheit seien Werte, die die Mehrheit der Österreich unterschreiben würden. Die Wähler von Hofer und der FPÖ hätten "durchaus berechtigte Sorgen", diese "realen Befürchtungen" müsse man ernst nehmen.
Reaktion von Alexander Van der Bellen im Video:
Seine erste Ansprache als designierter Präsident im Video: Alexander Van der Bellen will "weltoffen" sein
Bundeskanzler Christian Kern: "Ich bin überzeugt, dass wir mit Van der Bellen einen Präsidenten bekommen, der Österreich in hervorragender Art und Weise im In- und Ausland vertreten wird." Vor diesem Hintergrund sei er "froh und gebe das auch zu", dass Van der Bellen dieses Amt und diese Aufgabe übernehmen werde. "Ich möchte unserem neuen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen ganz herzlich zum Wahlerfolg gratulieren", sagte Kern. Er bedankte sich bei den Wahlbeisitzern, die "einen korrekten Wahlablauf ermöglicht" hätten. Wie vermutlich viele Österreicher sei er froh, dass der Wahlkampf jetzt vorbei sei. Dieser sei mit Mitteln geführt worden, "die nicht immer vorbildlich gewesen sind".
Auch dem freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer sprach der Kanzler seinen Respekt aus und richtete sich an dessen Wähler: "Es ist wichtig, dass sich am heutigen Tag niemand als Verlierer fühlen soll. Wir alle sind Österreich."
ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner sieht trotz der unterschiedlichen Meinungen in seiner Partei zu den Bundespräsidentschaftskandidaten keinen Richtungsstreit in der ÖVP. Der einjährige, sehr emotionale Wahlkampf sei geschlagen und nun liege ein demokratisches Ergebnis vor, so Mitterlehner, der Van der Bellen zum Sieg gratulierte. Als Konsequenz aus dem Wahlkampf müsse dieser nun als Bundespräsident das Gemeinsame vor das Trennende stellen und "ein Bundespräsident für alle Österreicher sein". Bei der Wahlentscheidung habe wohl Weltoffenheit und Internationalität gezählt. Nun sollte auch in der Bundesregierung weniger Emotion und wieder mehr Sacharbeit möglich sein.
Reaktionen von Christian Kern und Reinhold Mitterlehner im Video:
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache war enttäuscht: "Ich hätte mir mehr erhofft", sagte er im ORF. Er gratulierte Van der Bellen und sagte, er hoffe, dass dieser ein "guter und fairer Gewinner" sein werde. Für das Ergebnis machte er unter anderem die Wahlempfehlung von ÖVP-Chef Mitterlehner für Van der Bellen verantwortlich. "Fast alle Parteien haben sich eingehängt gegen Norbert Hofer", kritisierte er. "Die Angstmache dürfte gegriffen haben." Grüne Funktionäre hätten Hofer als Nazi beschimpft, meinte er. Dass 47 Prozent der Wähler mit so einem Regime in Verbindung gebracht würden, sei "ungeheuerlich". Eine neuerliche Anfechtung der Stichwahl werde es nicht geben: Das sei "kein Thema", da die Wahl diesmal "hoch korrekt" abgelaufen sei.
Reaktionen von Heinz-Christian Strache und Herbert Kickl im Video:
Höchst erfreut zeigte sich Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig: "Das ist ein historischer Tag, eine historische Zäsur." Für Österreich sei es eine gute und deutliche Entscheidung. Glawischnig sprach von einem Votum für ein Miteinander im Lande. Europäisch gesehen sei das eine klare proeuropäische Entscheidung, die nach dem Brexit, aber auch nach der US-Wahl besonders wichtig sei. Sie werde "mit Sicherheit" noch feiern. Es sei dies ein guter Tag nicht nur für die Grünen, die für die Wahlbewegung sehr viel hintangestellt hätten. Glawischnig dankte auch anderen Unterstützern, speziell erwähnte sie dabei ÖVP-Chef Mitterlehner sowie die zahlreichen Bürgermeister, die sich hinter Van der Bellen gestellt hatten.
Die Reaktion von Eva Glawischnig im Video:
ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka, der sich im Wahlkampf für FPÖ-Kandidat Hofer ausgesprochen hatte, sagte am Sonntag auf die Frage, ob er enttäuscht sei: "Nein." Er habe im Vorfeld lediglich eine Präferenz geäußert. Nun sei er zufrieden, dass endlich ein Ergebnis vorliege, und gratulierte Van der Bellen. Der ÖVP-Klubchef erwartet sich "überhaupt keine Auswirkungen auf die Arbeit der Bundesregierung" und sieht in dem Ergebnis auch keinen Schaden für die ÖVP. Die unterschiedlichen Meinungen seien schließlich auch quer durch Familien gegangen.
NEOS-Klubobmann Matthias Strolz: "Wir freuen uns. Die Türen der Hofburg stehen nun offen für eine weltoffene, klar proeuropäische Haltung." Das Volk habe entschieden, sagte Strolz, er erwarte sich allerdings, dass Van der Bellen ein aktiveres Staatsoberhaupt wird als sein Vorgänger Heinz Fischer: Der Ex-Grünen-Chef solle sich "kraftvoll" hinter Reformen stellen, die Österreich dringend brauche, etwa im Bildungsbereich. Außerdem hofft Strolz, dass Van der Bellen den Wählern von Hofer die Hand reichen werde.
Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar freuten die Hochrechnungen zur Hofburg-Wahl nicht: Es sei eine "große Chance verpasst" worden, die Wähler hätten die Möglichkeit für Veränderung nicht wahrgenommen. "Das System wurde leider bestätigt."
Weitere Reaktionen von SPÖ, ÖVP, NEOS und Team Stronach im Video:
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