Wer das Tun und Handeln des Arbeitsinspektorats in aller Öffentlichkeit ins Lächerliche zieht, muss damit rechnen, dass das nicht unbeachtet bleibt. Diese Erfahrung macht jetzt wohl auch die Beauty-Salon-Inhaberin und frühere "Miss Earth Austria" Katia Wagner. So schießt Christoph Ertl, Pressesprecher des Sozialministeriums, im Streit um ein Fenster im Waxing-Bereich des Studios nun scharf zurück: Der Salon verfüge nicht einmal über einen Notausgang. Im Fall eines Brandes sei dies dann "auf einmal nicht mehr witzig!"
Am Dienstag veröffentlichte Wagner auf ihrer Facebook-Seite ein Posting, das für großes Aufsehen sorgen sollte: So berichtete die Beauty-Salon-Inhaberin von einem Besuch des Arbeitsinspektorats. Bei der Begutachtung des Studios sei bemängelt worden, dass die Räume, in denen Intim-Waxing durchgeführt wird, für Mitarbeiter keine Sicht ins Freie bieten würden.
"Ich meinte zwar bisher, dass bei der Intim-Enthaarung ein diskreter Behandlungsraum ohne Zuschauer im Interesse unserer Kunden sei, aber Sie wissen es offenbar besser", machte die ehemalige "Miss Earth Austria" auf Facebook ihrem Ärger Luft.
Arbeitsinspektorat: "Foto ist irreführend"
Dem Posting fügte Wagner ein Bild hinzu, auf dem eine Frau direkt in der Auslage sitzt. Aber will das Inspektorat die Forderung nach einem Fenster im Intim-Waxing-Bereich wirklich so umgesetzt sehen? Natürlich nicht, betont nun Ertl in einer krone.at übermittelten offiziellen Stellungnahme: "Bei der Fotoaufnahme mit der Glasfassade handelt es sich um den Eingangsbereich, nicht um den Arbeitsbereich. Die angeführten Beauty-Dienstleistungen werden in einem völlig anderen Raum im ersten Stock durchgeführt, weshalb das beigefügte Foto als irreführend bezeichnet werden kann."
Video: Katia Wagner führt durch ihren Beauty-Salon
Im Arbeitsbereich selbst müssten die Mitarbeiterinnen "auf kleinster Fläche in Kojen" arbeiten - und zwar "ohne Fenster und ohne Lüftungsmöglichkeit". Die Möglichkeit für einen Blick ins Freie für Arbeitnehmer sei aber nun einmal gesetzlich vorgeschrieben, so der Pressesprecher weiter: "Das kann jedoch auch ein kleines Fenster fernab der KundInnen sein, weshalb von Dienstleistungen 'in der Auslage' keine Rede sein kann."
Viel mehr als das fehlende Fenster beunruhige Ertl aber der nicht vorhandene Notausgang in dem Beauty-Salon: "Keinen adäquaten Notausgang zu besitzen, ist, wenn es einmal zu einem Brand kommen sollte, auf einmal gar nicht mehr witzig. Dann würde man zu Recht kritisieren, warum sich die Arbeitsinspektion nicht darum gekümmert hat." Außerdem seien in dem Betrieb weder Arbeitszeitaufzeichnungen noch Arbeitsplatz- oder Mutterschutzevaluierungen vorhanden gewesen.
"Problematisch, wenn Vorschriften ins Lächerliche gezogen werden"
"Es ist grundsätzlich problematisch, wenn Vorschriften zur menschenwürdigen Arbeitsplatzgestaltung und Behörden, die sich um ihre Einhaltung kümmern, ins Lächerliche gezogen werden", bringt Ertl sein Anliegen auf den Punkt.
"Das Arbeitsinspektorat stellt sich tot"
Bereits am Dienstag hatte Wagner in einem Gespräch mit krone.at betont, auf etwaige Forderungen - sofern diese begründet seien - eingehen zu wollen. Jedoch habe sie niemanden mehr erreicht: "Das Arbeitsinspektorat stellt sich tot. Ich hoffe, es ist nicht die Ruhe vor dem Sturm", so die 28-Jährige am Dienstagabend.
Ertl hielt gegenüber krone.at hingegen fest, dass es eine "Kontaktaufnahme seitens der Arbeitgeberin mit dem Arbeitsinspektorat zur Klärung offener Fragen im konkreten Fall bedauerlicherweise nicht" gab.
PR-Gag? "So etwas brauchen wir nicht!"
Indes werden die Stimmen, die den öffentlichen Kreuzzug der 28-Jährigen gegen das Arbeitsinspektorat ohnedies nur für einen PR-Gag halten, nicht leiser. Wagner wies diesen Vorwurf bereits am Dienstagabend gegenüber krone.at zurück: "Das stimmt überhaupt nicht. Wir sind gut gebucht, haben viele Kunden. So etwas brauchen wir wirklich nicht!"
"Beamten können Fehler machen"
Am Mittwochabend wandte sich Wagner dann via Facebook erneut an "Freunde und Diskutanten": "Wir wünschen uns, dass diese Diskussion dazu beiträgt, dass in teilweise überkommenen Vorschriften Hausverstand einzieht. Ich persönlich wünsche mir, dass den Menschen, die etwas schaffen möchten, keine Steine in den Weg gelegt werden. Ich wünsche mir, dass aufstrebende Jungunternehmer gefördert statt schikaniert werden. Und ich wünsche mir, dass das Arbeitsinspektorat tatsächlich auf Augenhöhe berät und nicht bestraft." Sie wünsche sich zudem, dass Beamten erkennen, dass sie auch nur Menschen "wie du und ich sind, die Fehler machen können".
Dass Wagner also im Kampf gegen das Arbeitsinspektorat nicht so leicht aufgeben wolle, machte sie abschließend klar: "Ich kann nur jeden darin bestärken, sich nicht alles gefallen zu lassen, egal, von wem."
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