Es sollte eigentlich ein gemeinsames Zeichen gegen Gewalt und gegen Terror sein. Nach den jüngsten Anschlägen und Amokläufen, die in den vergangenen Wochen Europa erschütterten, wächst die Angst vor weiteren Gewaltakten. Zahlreiche österreichische Jugendorganisationen trafen sich daher am Mittwochnachmittag in Wien, um mit einer Menschenkette rund um die Minoritenkirche ein gemeinsames Zeichen gegen den Terror zu setzen. Doch "gemeinsam" dürfte offenbar Interpretationssache sein, denn Mitglieder der "Identitären" waren bei der Aktion unerwünscht.
"Mit großer Erschütterung haben wir die Berichte über die Gewalttaten, Amokläufe und Terrorakte der letzten Wochen wahrgenommen", so Magdalena Schwarz von der Bundesjugendvertretung (BJV) auf Facebook. Ebenso groß sei jedoch auch die Bestürzung darüber, "wie sehr durch die Vorkommnisse eine Kette an Schuldzuweisungen und Angst in Gang gesetzt wird".
"Gruppen müssen näher zusammenrücken"
Aus diesem Grund entschlossen sich nun zahlreiche Jugendorganisationen aus ganz Österreich - darunter unter anderem zwei muslimische Vereine - dazu, mit einer gemeinsamen Geste dagegen vorzugehen und Zusammenhalt zu signalisieren.
Und so trafen sich am Mittwochnachmittag trotz Regens und kühler Temperaturen Vertreter und Mitglieder am Wiener Minoritenplatz, um dort eine Menschenkette rund um die Minoritenkirche zu bilden. "Wir finden, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen näher zusammenrücken müssen, um die Botschaft auszusenden: Wir sind gegen Gewalt - wir sind gegen Terror!", so Schwarz.
Zwischenfall mit "Identitären"
Dass ein "Zusammenrücken" allerdings leichter gesagt als dann auch tatsächlich getan ist, sollte sich nur wenig später zeigen. Wie krone.tv berichtete, tauchten plötzlich auch Anhänger der "Identitären" auf, die sich ebenfalls an der Aktion beteiligen wollten.
Daraufhin entbrannte zwischen den Anwesenden sowie auch innerhalb der Polizei eine Diskussion über das weitere Vorgehen: Menschenkette mit oder ohne Anhänger der "Identitären"? Schließlich fiel eine Entscheidung: Menschenkette ja, aber ohne die "Identitären".
Kein Verständnis für Ausschluss bei "Identitären"
"Den Entschluss, uns bei der Aktion nicht mitmachen zu lassen, kann ich nicht verstehen", so Martin Sellner, der Leiter der "Identitären Bewegung Österreichs", gegenüber krone.tv. "Immerhin sollte es doch eine Aktion 'gemeinsam' gegen den Terror sein."
Als Begründung für den Ausschluss teilte Julia Herr, die Verbandsvorsitzende der Sozialistischen Jugend, mit: "Die politischen Aktivitäten der rechtsextremen Identitären widersprechen dem Anliegen der heutigen Aktion sowie der BJV im Allgemeinen. Daher haben wir uns dazu entschlossen, den 'Identitären' keinen Raum für ihre Inhalte bei unserer Aktion zu geben."
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