Sobotka-Vorstoß

Auftrittsverbot für Türken-Politiker nahezu fix

Österreich
07.03.2017 11:44

Um künftig mögliche Wahlkampfauftritte türkischer Politiker in Österreich zu verhindern, will Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) nun das Versammlungsgesetz ändern. "Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie, man kann sich nicht von einem fremden Staat politische Auseinandersetzungen ins Land tragen lassen", erklärte Sobotka Dienstagfrüh im Ö1-"Morgenjournal". "Ausländische Wahlkämpfe haben auf österreichischem Boden nichts verloren!"

Eine europäische Lösung hält der Innenminister "nicht für durchsetzbar in dieser Situation". Daher brauche es eine von der gesamten Bundesregierung getragene Lösung. Denn es sei den Österreichern nicht zumutbar, dass ausländische Wahlkämpfe hier ausgetragen werden, so Sobotka. Durch einen eingefügten Passus in das Versammlungsgesetz solle es künftig möglich sein, Veranstaltungen zu untersagen, wenn dies dem Schutz der Menschenrechte diene und "wenn die öffentliche Ordnung und innere Sicherheit gefährdet sind". Die in diesem Fall ergriffenen Maßnahmen könnten laut dem Innenminister auch Einreise- oder Auftrittsverbote umfassen.

(Bild: APA/Robert Jäger, thinkstockphotos.de)

Auf die Frage, ob er auch dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan die Einreise verbieten würde, meinte Sobotka: "Wenn er als politischer Staatsgast kommt, ist er willkommen", bei einem politische Auftritt gebe es aber mehrere Mittel, dies zu untersagen. Er denke aber, es werde reichen, entsprechende Veranstaltungen zu untersagen. Ob im Extremfall auch ein Einreiseverbot verhängt werde, müssten die Sicherheitskräfte entscheiden.

Täglich neue Angriffe des türkischen Präsidenten Erdogan gegen die Niederlande (Bild: AFP)
Täglich neue Angriffe des türkischen Präsidenten Erdogan gegen die Niederlande

Versammlungsrecht soll rasch geändert werden
Konkret will Sobotka folgenden Passus in das Versammlungsgesetz einfügen: "Mit Zustimmung der Bundesregierung kann in der Zukunft der Innenminister mit Einvernehmen des Außenministers und die gesamte Bundesregierung einem ausländischen Politiker die Teilnahme an einer Veranstaltung, die nicht der Wahl zu einem inländischen verfassungsmäßigen Vertretungskörper dient, untersagen, wenn dies dem Schutz der in der Europäischen Menschenrechtskonvention liegenden Menschen- und Grundrechte dient." Diesen Wortlaut werde er nun Experten zukommen lassen, damit relativ schnell das Versammlungsrecht geändert werden könne, sagte Sobotka.

Sobotka hofft, dass SPÖ der Novelle zustimmt
Von ÖVP-Seite ist man jetzt gespannt, wie Bundeskanzler Christian Kern auf Sobotkas Vorstoß reagieren wird. Der SPÖ-Chef hatte sich am Wochenende für ein EU-weites Verbot von Wahlkampfauftritten türkischer Politiker ausgesprochen.

Kanzler Christian Kern (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Kanzler Christian Kern

Sobotka erklärte, er erwarte sich, dass die SPÖ dem von Experten ausgearbeiteten Entwurf zur Novellierung des Versammlungsgesetzes zustimmt. Man sei zwar auch für "jede europäische Lösung zu haben", so der Innenminister. Allerdings habe sich die Lösung, die Kern forderte, für ihn bereits mit der Absage der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich gegen ein Auftrittsverbot ausspricht, erledigt. Die Regierung in Ankara will Minister nach Deutschland schicken, um für die von Präsident Recep Tayyip Erdogan angestrebte Verfassungsänderung zu werben. Mehrere solche Veranstaltungen wurden von den jeweiligen Gemeinden in Deutschland aber abgesagt, was in der Türkei für erheblichen Unmut sorgt.

Doskozil: "Es gibt eine völkerrechtliche Komponente"
Die SPÖ erklärte sich am Dienstagvormittag dazu bereit, über Sobotkas Vorschlag zu diskutieren. Man müsse sich aber "genau anschauen", wie man das umsetzen könne, sagte Verteidigungsminister Hans-Peter Doskozil vor dem Ministerrat. Angesichts der Menschenrechtseinschränkungen und der zunehmenden Polarisierung in der Türkei müsse man sich klar positionieren, dass man solche politischen Auftritte in Österreich nicht wolle, meinte Doskozil.

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (Bild: Gerhard Gradwohl)
Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil

Man werde den Vorschlag von Sobotka diskutieren und schauen, wie man dem rechtlich begegne - "es gibt eine völkerrechtliche Komponente". Dass die deutsche Kanzlerin Merkel Auftrittsverbote mit Verweis auf die freie Meinungsäußerung ablehne, kommentierte Doskozil damit, dass es sich dabei natürlich um ein "verfassungsrechtlich hohes Gut" handle. Aber "es ist wichtig, dass wir eine klare Linie verfolgen".

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt