Salzburg Stadt

Bettel-Verbot gab‘s schon um 1893

Salzburg
17.07.2017 16:34

Das Bettelverbot als Phänomen unserer Zeit? Mitnichten, die "Krone" hob nun eine Kundmachung aus dem Jahr 1893 aus - lange vor Verfassungsrichter-Entscheidungen, rumänischen Armutsmigranten und hysterisch aufgescheuchten Meinungsmachern. Die Parallelen zu den vergangenen Zeiten sind erstaunlich

Kommt Ihnen die vom Salzburger Bürgermeister Franz von Hueber erlassene Kundmachung aus 1893 bekannt vor, falls sie die Bettlerthematik in den letzten Jahren verfolgt haben?

"Von Seite der gefertigten Stadtgemeinde-Vorstehung wird hiermit bekannt gemacht, daß nachdem nunmehr die öffentliche Armenpflege derart organisiert ist, daß jeder in der Stadt wohnende wirklich hilfsbedürftige und würdige Arme durch die Armenverwaltung die notwendige Hilfe erlangen kann, das Betteln auf öffentlichen Straßen und Plätzen, sowie in den Häusern fernerhin nicht mehr geduldet werden und unter Einem die städt. Sicherheitswache beauftragt wird, in Hinkunft dem Haus- und Straßenbettel eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden und jeden einzelnen Fall der Uebertretung des Gesetzes vom 24. Mai 1885 der competenten Strafbehörde zur Anzeige zu bringen."

"History repeating"- die Geschichte wiederholt sich also: Seit Hunderten von Jahren wussten Gesellschaften nicht wirklich, wie sie mit der Armut auf offener Straße umgehen sollen. Damals wollte die Stadt Salzburg dem "unmoralischem und verderblichen Bettelunwesen" ein Ende machen und fordert zu "consequenter Verweigerung von Gaben" auf. Anstelle soll das Geld der Armen-Verwaltung zur Unterstützung gespendet werden, um diesen "tief eingewurzelten Uebelstand" zu bekämpfen.

Vielen Parallelen zur heutigen Zeit, generelle Lösungen der Thematik aber damals wie heute Fehlanzeige. Einen Obersten Gerichtshof, der vor wenigen Wochen das sektorale Bettelverbot in Salzburg gekippt hat, gab es 1893 in seiner heutigen Form nicht, wohl aber Armenhäuser, die Unterschlupf und Essen gewährten. Daran hat sich nicht viel geändert, die Caritas bietet mit dem "Haus Franziskus" ein solches Angebot, im Virgilbus werden Bettler medizinisch versorgt.

Inzwischen tüfteln Juristen, wie sie an der Verfassungsgericht-Entscheidung vorbei kommen. Alles wiederholt sich

Kronen Zeitung

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