Höchst umstritten wegen seiner Aussagen, von wütenden Bürgerinitiativen und dem Naturschutzbund sogar bei der Staatsanwaltschaft angezeigt: Dr. Manfred Neuberger wurde im UVP-Verfahren für die Stromautobahn von vielen Seiten kritisiert. Das Bundesverwaltungsgericht will statt seiner Expertise ein neues Gutachten.
Die Kür der Gutachter für die UVP-Verhandlung des Landes zur 380-kV-Stromautobahn war von Anfang an höchst umstritten: Ex-Landessanitätsdirektor Dr. Christoph König etwa übte heftige Kritik daran, dass der kritische Umweltmediziner des Landes, Gerd Oberfeld, im Verfahren gar nicht gehört wurde. An seiner Stelle wurde Univ.Prof. Dr. Manfred Neuberger als humangenetischer Experte herangezogen.
Er sollte elektromagnetische Felder rund um die 380er-Leitung begutachten, ist aber lediglich ein ausgewiesener Feinstaub-Spezialist: "Wenn, dann hätte man Neubergers Instituts-Vorstand an der Uni Wien, Dr. Michael Kundi, beauftragen müssen", so Naturschutzbund-Präsident Hans Kutil. Sowohl Initiativen als auch der Naturschutzbund erhoben in ihrer Beschwerde gegen den UVP-Bescheid den Vorwurf der Inkompetenz gegen Neuberger, der umstrittene Experte wurde auch bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. "Wenn, dann hätte man Neubergers Instituts-Vorstand an der Uni Wien, Dr. Michael Kundi, beauftragen müssen", so Naturschutzbund-Präsident Hans Kutil. Sowohl Initiativen als auch der Naturschutzbund erhoben in ihrer Beschwerde gegen den UVP-Bescheid den Vorwurf der Inkompetenz gegen Neuberger, der umstrittene Experte wurde auch bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.
Jetzt werden die Karten offenbar neu gemischt: "Ja, es stimmt", bestätigte Landeshauptmann-Stellvertreterin Dr. Astrid Rössler am Montag der "Krone": "Das Bundesverwaltungsgericht in Wien wird als Berufungsinstanz nicht mehr auf die Expertise von Dr. Neuberger zurückgreifen und einen neuen Experten berufen." Die Genugtuung bei den Kritikern Neubergers ist groß, doch für das Land Salzburg sei der Austausch Neubergers "furchtbar peinlich und eine Ohrfeige für die UVP-Behörde" findet Hans Kutil: "Stets war klar, dass Neuberger keine Kompetenz in Sachen elektromagnetische Felder hat. Er ist für dieses Fachgebiet weder als gerichtlich beeideter Sachverständiger eingetragen noch hat er zum Thema je geforscht oder publiziert."
Die grüne Landeshauptmann-Stellvertreterin kann der Nicht-Wiederbestellung Neubergers durch das Höchstgericht durchaus Positives abgewinnen: "Es ist immer gut, wenn man in einem derartig wichtigen Bereich eine weitere Meinung hört." Astrid Rössler ergänzt: "Auch die Gemeinde Koppl hat erst im Berufungsverfahren ein Gutachten für Erdkabel vorgelegt, das für die erste Instanz nicht vorher fertig wurde."
Neuer Fachmann kommt aus Niederösterreich
Eine Zweit-Meinung hat das Land ja auch zum Thema Tourismus in der Tasche: Es musste im Nachhinein die (für die Freileitung negative) Expertise von DDr. Richard Schmidjell bezahlen, nachdem sie ihm zwar den Auftrag erteilt hatte, aber das Gutachten letztlich doch nicht wollte.Für Freileitungs-Kritiker weniger positiv ist, dass der Bundesverwaltungsgerichtshof den ebenfalls umstrittenen Elektrotechnik-Experten Ing. Edmund Handschin bestätigt hat. Statt Manfred Neuberger soll vom Höchstgericht der Amtsarzt und Umwelthygieniker der niederösterreichischen Landesregierung Dr. Michael Jungwirth herangezogen werden.
Wolfgang Weber, Kronen Zeitung
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