Opfer gepeinigt

Menschenhandel in der Bettlerszene

Salzburg
26.08.2016 18:13

Sie schlugen und drohten ihm massiv, nahmen ihm seinen Pass und sein Geld ab: Ein Bettlerpaar machte sich einen Ungarn in Salzburg gefügig, setzte ihm über Wochen schwer zu und zwang ihn betteln zu gehen und Chauffeurdienste zu leisten.

Das Opfer wurde im Juni von Verwandten nach Salzburg gelockt und an die Menschenhändler vermittelt, indem sie ihm versprachen, dass er hier einen bezahlten Job als Fahrer bekäme. Doch schon bei dem ersten Treffen war klar, dass ihm seine "Arbeitgeber" nichts Gutes wollen. Denn der Rumäne (35) verpasste dem 56-Jährigen sofort eine Ohrfeige. Das Paar, bei der Freundin handelt es sich um eine 24-Jährige, ließ den Ungarn nicht mehr aus den Augen. Er musste mit dem Duo nachts im selben Auto schlafen, das dafür in Salzburg-Gnigl abgestellt wurde. Sie nahmen ihm auch die Dokumente und sein Handy ab, damit er nicht flüchten konnte. Auch seine ganzen Ersparnisse musste das Opfer abliefern. Das Paar begleitete den Mann mehrmals zum Bankomaten und ließ sich gleich nach der Behebung den gesamten Betrag geben. Über fast drei Monate hinweg attackierten die Bettler den Ungarn - er war von der Statur her dem Rumänen unterlegen - körperlich, wenn er nicht das tat was von ihm verlangt wurde.

Täter streitet alles ab - er sitzt im Gefängnis
Aufgeflogen sind die Menschenhändler, nachdem der Rumäne und sein Leibeigener am 24. August eine Autopanne hatten und den Wagen in Aigen an einer Bushaltestelle abstellten. Herbei gerufene Beamte der Ermittlungsgruppe "Bettelei" bemerkten, dass der verzweifelte Ungar ihnen versteckte Hilfezeichen gab. Das Opfer hatte eine Gesichtsverletzung und war ganz offensichtlich völlig eingeschüchtert. Er schilderte den Beamten aber schließlich seine Geschichte. Der Rumäne stritt alles ab. Er wurde festgenommen und sitzt jetzt in der Justizanstalt in Puch wegen des Verdachts auf Menschenhandel. Die Freundin verweilt im selben Gefängnis bereits seit dem 20. August. Denn die Frau lockte einer Pensionistin aus Salzburg-Stadt vor kurzem viel Geld heraus. Die Täterin log der gutgläubigen 86-Jährigen Anfang August vor, dass sie dringend Geld für die Operation ihres Kindes, die in Ungarn durchgeführt wird, benötige. Sie ergaunerte tatsächlich mehr als 1000 Euro. Am 20. August meldete sich die Rumänin wieder. Dieses Mal behauptete sie mehrere tausend Euro für ein Wohnung in Budapest zu brauchen. Dort sollten dann zwei ihrer Kinder mit einer Bekannten einziehen, passiere das nicht, würden ihr die Kinder weggenommen. Die Pensionistin zögerte dieses Mal und zog ihren Enkel zu Rate. Dieser rief sofort die Polizei. Die Beamten konnten die 24-Jährige noch in der Wohnung der Dame antreffen.

Ermittlungsgruppe bleibt weiter notwendig
"Dieser Fall beweist erneut die Notwendigkeit der temporären Ermittlungsgruppe Bettelei", sagt Polizeidirektor Franz Ruf. Durch die präzise Polizeiarbeit konnte letztlich das Martyrium beendet werden - und es ist nicht das erste und einzige in Salzburg - die "Krone" berichtete ausführlich über mehrere Fälle. Die Beamten sind speziell ausgebildet und durch ihre Erfahrungen in der Vergangenheit auch sehr sensibilisiert. Nicht zuletzt deswegen haben sie die versteckten Hilferufe des Ungarn erkannt und ihn so aus den Fängen des Bettlerpärchens, das ihn über den langen Zeitraum ausgebeutet und durch körperliche Gewalt gefügig gemacht hat, befreien können.

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