Genau vor zwei Jahren präsentierte Lukas Valenta Rinner beim "Lateinamerika Filmfestival" seinen Debüt-Film "Parabellum", jetzt gastiert er mit "Los Decentes" (Die Liebhaberin) im Das Kino. Wie schon bei seinem Überlebenskampf-Drama handelt es sich auch hierbei um keine seichte Geschichte.
Vielmehr ist der Film eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Nudismus, an dem sich auch heute noch viele stoßen, und zeigt die sozialen Spannungen in Argentinien und die strikte Trennung von Arm und Reich auf. Er handelt von der alleinstehenden, schüchternen Belén, die als Haushälterin bei einer redseligen, reichen Dame und ihrem erwachsenem Sohn arbeitet und eines Tages hinter den Mauern der "Gated Community" am Nachbargelände ein Nudisten-Camp entdeckt.
"Solche Gated Communitys in der Provinz rund um Buenos Aires gleichen einem Hochsicherheitstrakt, in denen sich die Reichen vor den Plünderungen der Armen schützen. In diesen sterilen Anlagen, die durch Mauern vom Rest der Außenwelt abgetrennt sind, und in denen die Gesellschaft in ihrer Scheinheiligkeit gefangen ist, war es für uns gar nicht so leicht eine Drehgenehmigung zu bekommen. Dabei hätte ich eher gedacht, wir würden in den Swingerclubs auf Grenzen stoßen. Dort haben uns die Leute allerdings freundlich empfangen, und wollten, nachdem sie gesehen haben worum es im Film geht, sogar mitwirken", erzählt Rinner, der gerade von einer sechsmonatigen Tour auf Filmfestivals rund um den Erdball in Salzburg gelandet ist.
Genau sechs Monate hat es auch nur gedauert, bis der Film im Kasten war. "Nachdem ich für ,Parabellum’ beim internationalen Filmfestival Jeonjou in Südkorea ausgezeichnet wurde, hat man mir im Rahmen des Förderprogramms für junge Regisseure angeboten einen Film zu gestalten einzige Bedingung, er durfte vom Drehbuchschreiben bis zur Präsentation nur ein halbes Jahr in Anspruch nehmen." Einer Herausforderung, der sich Rinner mit einem noch dazu sehr heiklen Thema sofort stellte. "Nacktheit ist in Argentinien ein absolutes Tabuthema, deshalb mussten wir, um in den Gated Communitys drehen zu können, den Film unter dem Vorwand, dass es sich dabei um eine romantische Liebesbeziehung zwischen Haushälterin und Security Man handelt, verkaufen. Wie die Reaktionen in Argentinien auf ,Die Liebhaberin’ sein werden, wird sich erst Ende des Jahres bei der Premiere in Buenos Aires zeigen."
"Nehme mich immer politischen Themen an"
Vor Kritik scheut der 31-Jährige aber ohnehin nicht zurück. "Ich nehme mich in meinen Arbeiten immer politischen Themen an. Schließlich soll sich das Publikum auch noch lange, nachdem es den Kinosaal verlassen hat, mit dem Inhalt auseinandersetzen." Einem solchen, das sich diesmal allerdings in Österreich abspielen wird, widmet sich Rinner mit seiner 2012 gegründeten argentinisch-österreichischen Produktionsfirma "Nabis Filmgroup" auch in seinem neuen Projekt. "Ich bleibe jetzt vier Monate in Österreich, um Ideen zu sammeln, die ich dann auf einer Reisplantage in China in ein Drehbuch fasse." Strikt daran halten wird er sich beim Dreh vermutlich nicht. "Ich liebe das Unvorhergesehene, diesen magischen Moment, den man nicht niederschreiben kann so entstehen meine Lieblingsszenen."
Tina Laske, Kronen Zeitung
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