Rapids Neo-Sport-Geschäftsführer Fredy Bickel geht mit viel Respekt an seine neue Tätigkeit heran. Mit dem Wechsel zum Rekordmeister wagte er erstmals den Sprung ins Ausland. "Ich hätte mehrmals die Möglichkeit gehabt, habe es aber nie gewagt, immer Gründe gesucht. Nach dem Anruf aus Wien hat es mich aber gepackt", sagte der 51-jährige Schweizer. Im Video oben sehen Sie die Mega-Choreographie der Rapid-Fans beim Europa-League-Spiel gegen Bilbao am vergangenen Donnerstag.
Vor vier Wochen erhielt Bickel den ersten Anruf aus Wien. "Nach den ersten Gesprächen ist dann bei mir das alte Fußballblut wieder aufgekocht", betonte der neue Sportchef. Dadurch wurde die Pause nach dem Ende seines Engagements bei den Young Boys Bern Mitte September deutlich kürzer als ursprünglich geplant.
"Ich freue mich auf eine große Herausforderung, die mir Respekt einflößt. Vom Verein und der Infrastruktur ist Rapid in der Schweiz höchstens mit dem FC Basel vergleichbar", erklärte der mit einem Vertrag bis Sommer 2019 ausgestattete Bickel. Die beiden Ligen hätten durchaus Parallelen. "Ich denke, dass wir fußballerisch in die gleiche Richtung denken. Beide sehen sich als Ausbildungsliga, viel ist auf gute Nachwuchsarbeit ausgerichtet", sagte der ehemalige Journalist.
Von Rapid hat er die letzten drei, vier Wochen alle Spiele via TV verfolgt, zudem war er beim 1:0-Sieg gegen St. Pölten im Allianz Stadion. Erste Eindrücke hat er dabei schon bekommen. "Ich habe gesehen, dass viel Charakter im Team steckt und viel Potenzial da ist. Der Kader ist von guter Qualität", sagte Bickel, der Transfers in der Winter-Übertrittszeit aber nicht ausschließen wollte.
Europacup-Qualifikation "Minimalanspruch"
Große Ankündigungen wollte Bickel bei seiner Präsentation nicht machen. Zuerst gilt es für ihn, sich hineinzuarbeiten und mit allen Beteiligten Gespräche zu führen. Eines stellte er aber schon klar: "Nächstes Jahr europäisch dabei zu sein, muss der Minimalanspruch sein."
Davon ist Rapid vorerst als Fünfter aber weit entfernt. Auch Bickel hat die Probleme der Hütteldorfer im Herbst mitbekommen. "Jeder kann die Probleme sehen, ich will das aber zuerst mit dem Trainer besprechen", hielt sich der Neo-Sportchef bedeckt.
Mit Damir Canadi hatte er im vergangenen Sommer im Rahmen eines Testspiels von Bern in Altach ein Gespräch geführt. Von Rapid war damals auf beiden Seiten noch keine Rede. Nach dem Ried-Spiel sollte es nun zu einem ersten Austausch des neuen Sportdirektors und Trainers kommen. Dabei wird Bickel seinem Coach wohl auch davon erzählen, dass er es gewohnt ist, als Sportdirektor bei den Spielen auf der Betreuerbank Platz zu nehmen. "Das wäre für mich relativ wichtig, die Nähe zur Mannschaft ist wichtig für mich", schilderte Bickel seine Sicht.
Canadi wird dabei auch erfahren, dass für Bickel das System überbewertet wird. "Die Grundausrichtung ist immer ein 4-4-2, dann kannst du nachher alles spielen. Ich werde dem Trainer in solche Sachen aber nie reinreden", verlautete der Nachfolger von Andreas Müller.
Österreich kein Neuland für Bickel
Ein durchgängiges, einheitliches System für alle Nachwuchsmannschaften muss es für Bickel nicht geben. Der Nachwuchs spielt für den Schweizer aber eine entscheidende Rolle. "Es ist die wichtigste Aufgabe, dass du vom Fundament her arbeitest. Es ist unser Anspruch, die beste Adresse für junge Spieler zu werden", meinte Bickel.
Österreich an sich ist für ihn kein Neuland. Durch Großmütter aus Wien und Hard habe er genug Bezug zu seiner neuen Wahlheimat. "Ich habe genug Österreich und Wien in mir", betonte Bickel. Das war wohl auch ein Mitgrund für die Entscheidung pro Rapid. "Für mich ist es wichtig, dass ich mich wohlfühle. Ich denke, da ist mir Österreich viel näher als irgendein anderes Land, dass an die Schweiz grenzt", sprach Bickel Klartext.
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